Bundesliga-Profis: Karriere mit Ball und Köpfchen
Fußball-Profis galten in der Öffentlichkeit lange Zeit nicht unbedingt als Ausbund an Intelligenz. Das ist vor allem auf dumm-dämliche Statements von Spielern aus den 80er- und 90er-Jahren zurückzuführen. Andreas Möller betonte beispielsweise 1992 vor seinem Wechsel zu Juventus Turin, dass es ihm gleich sei, ob er in Mailand oder Madrid spiele – hauptsache in Italien. Der Ex-Schalker Ingo Anderbrügge schrieb eines seiner Tore zu 70% sich selbst, zu 40% aber auch seinem Mitspieler Marc Wilmots zu. Und Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus gab nach einer Pleite die Parole aus, dass man jetzt nur nicht den Sand in den Kopf stecken dürfe. Doch die Zeiten sind passé – der moderne Profi von heute ist redegewandt und oft sogar studiert.
Heute sieht die Sache anders aus. Zum einen sorgen professionelle Medienberater für geschliffene, wenn auch oft nichtssagende Äußerungen vor laufenden Kameras und Mikrofonen. Zum anderen ist das Bildungsniveau der Fußball-Profis in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Obwohl auch ein Durchschnittsprofi heute oft astronomische Summen verdient und für den Rest des Lebens ausgesorgt haben könnte, absolvieren immer mehr Spieler ein (Online-)Studium – vor, während oder nach der aktiven Laufbahn.
Schon in der Ausbildung zum Fußballprofi wird von den meisten professionell geführten Vereinen in Ausbildungsinternaten heute darauf geachtet, die Spieler nicht nur technisch und athletisch auf höchstes Niveau zu trimmen, sondern auch geistig-intellektuell. Zum einen will man die jungen Männer so bestmöglich auf die Karriere nach dem aktiven Sport vorbereiten. Zum anderen ist im modernen Fußball mit seinen zahlreichen taktischen Finessen durchaus auch Köpfchen gefragt. Im Kader von Schalke 04 hatten im Jahre 2011 bereits 17 Spieler ein Abitur, darunter auch Nationalspieler Julian Draxler, der heute für Paris St. Germain kickt.
Die Zahl der Fußballprofis mit Abitur und Hochschulabschluss steigt kontinuierlich
Damit steigt die Zahl der Fußballer mit allgemeiner Hochschulreife ebenso kontinuierlich an wie die Zahl der Profis, die ein Hochschulstudium erfolgreich abschließen. Dank der im Vergleich zu anderen Leistungssportarten relativ geringe Trainingsbelastung schaffen es viele Spieler, bereits während der aktiven Laufbahn mit dem (Fern-)Studium zu beginnen. Andere konzentrieren sich erst nach Karriereabschluss auf die zweite Laufbahn in langen Hosen. Und einige wenige schaffen es sogar, als Hochschulabsolvent in der Bundesliga zu spielen.
Der Schalker Bundesligaprofi Johan de Kock schaffte es als einer der ersten Profis in Deutschland, sein Studium des Straßen- und Wasserbaus während seiner aktiven Zeit erfolgreich abzuschließen und ist heute erfolgreich als Ingenieur tätig. Unter anderem war de Kock, der mittlerweile zwei Unternehmen in den Niederlanden gegründet hat, am Bau der neuen Schalker Arena beteiligt.
Oli Kahn machte nach der Karriere den Master of Business Administration
Der einst als Titan geadelte Keeper des FC Bayern München, Oliver Kahn, gehört zu den Profis, die in ihrem Leben eigentlich nicht mehr für Geld arbeiten müssten. Dennoch besuchte Kahn nach Ende seiner Profilaufbahn die Privatuniversität Schloss Seeburg, um seinen Horizont zu erweitern und um tiefere Einblicke in die Wirtschaft zu bekommen. Mit dem Master of Business Administration in General Management schloss er sein Studium erfolgreich ab.
Der einst für Borussia Dortmund spielende Christoph Metzelder galt bereits während seiner aktiven Laufbahn als ein Spieler, der gerne über den Tellerrand hinausblickt. Parallel zu seiner Karriere, die ihn immerhin zum mehrfachen Nationalspieler machte, begann er ein Fernstudium in Betriebswirtschaftslehre. Heute hat Metzelder einen Master-Abschluss in BWL, ist Diplom-Betriebsfachwirt und Geschäftsführer einer Sportmarketingagentur.
Einen anderen Weg schlug 2009 Nationalspieler Tobias Rau ein. Nach 93 Bundesligaspielen (unter anderem für Bayern München) und acht Länderspielen beendete Rau seine aktive Laufbahn, auf die er einfach keine Lust mehr hatte, und begann ein Lehramts-Studium an der Universität Bielefeld. Dort absolvierte er im Jahre 2013 zunächst seinen Bachelor in Bachelor in Sport und Erziehungswissenschaften, danach den Master-Abschluss in Biologie. Heute arbeitet Rau als Lehrer.
Online-Hochschulen sind die zeitgemäße und flexible Alternative zu Präsenz-Unis
Ein Online-Studium ähnelt in vielen Bereichen dem klassischen Fernstudium. Aber während beim Fernstudium ein größerer Teil der Studieninhalte im Präsenzstudium (z.B. als Abendstudium) unterrichtet wird, setzt ein Online-Studium fast nahtlos auf die Wissensvermittlung über sogenannte Webinare, Lern-Videos und weitere digitale Unterlagen.
Übrigens werden nicht nur akademische Studiengänge von Online-Universitäten angeboten, sondern auch sogenannte MOOCS (Massive open online courses), die den Absolventen Grundlagenwissen in vielen anderen Bereichen vermitteln – von der Programmierung bis zur Sozialpsychologie.