Höchster Stand seit fast zehn Jahren
Amnesty zählt 2023 die meisten Hinrichtungen seit 2015
- Veröffentlicht: 29.05.2024
- 04:34 Uhr
- Franziska Hursach
Die Zahl der Hinrichtungen weltweit hat 2023 deutlich zugenommen. Und das, obwohl immer weniger Länder die Todesstrafe anwenden.
Das Wichtigste in Kürze
Die Zahl der Hinrichtungen weltweit hat im vergangenen Jahr mit mindestens 1.153 Exekutionen in 16 Ländern deutlich zugenommen.
Für den hohen und "besorgniserregenden" Anstieg sind laut Amnesty International nur wenige Länder verantwortlich, unter anderem der Iran und Saudi-Arabien.
Die Menschenrechtsorganisation geht zudem von Tausenden geheimen Exekutionen in China, Nordkorea und Vietnam aus.
Laut Amnesty International hat die Zahl der gerichtlichen Hinrichtungen im vergangenen Jahr einen Höchstwert erreicht. Mindestens 1.153 Exekutionen wurden 2023 durchgeführt - der höchste Wert seit 2015, so die Menschenrechtsorganisation in ihrem Bericht zur weltweiten Anwendung der Todesstrafe. Von den 16 Ländern, die Hinrichtungen vollzögen, seien jedoch nur wenige für den extrem hohen Anstieg der Zahl verantwortlich.
Exekutionen vor allem vermehrt im Iran
Allein auf den Iran entfallen demnach mit 853 fast drei Viertel aller registrierten Hinrichtungen - ein Anstieg von 48 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für 2022 hatte Amnesty insgesamt 883 Hinrichtungen in 20 Ländern registriert. Auf Platz zwei nach dem Iran folgt in der Amnesty-Aufstellung für 2023 Saudi-Arabien mit 172 Exekutionen (15 Prozent). Auch Somalia (38 Exekutionen) und die USA (24) hätten im vergangenen Jahr mehr Todesurteile vollstreckt.
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Die Zahl der weltweit neu verhängten Todesurteile sei 2023 gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent auf 2.428 gestiegen. Die Zahl der Länder, in denen Hinrichtungen durchgeführt wurden, sank nach der Aufstellung auf den niedrigsten Stand, den die Organisation je verzeichnet habe.
Dem Bericht zufolge seien in Belarus, Japan, Myanmar und Südsudan, die 2022 noch Todesurteile vollstreckt hätten, 2023 keine Hinrichtungen mehr erfasst worden. 144 Länder haben demnach die Todesstrafe per Gesetz (112 Länder) oder in der Praxis (32 Länder) abgeschafft.
Entwicklung sei besorgniserregend
Zwar begrüßte die Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland, Julia Duchrow, die Entwicklung, dass sich immer mehr Länder von der Todesstrafe verabschiedeten. Es sei jedoch durchaus besorgniserregend, dass einige wenige Staaten immer mehr Menschen hinrichten.
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So hätten die iranischen Behörden 2023 eine grobe Missachtung menschlichen Lebens an den Tag gelegt. Saudi-Arabien fälle Todesurteile außerdem teils aufgrund nichtiger Taten wie dem Absetzen von regierungskritischen Social-Media-Posts.
Weitere geheime Hinrichtungen?
Amnesty geht zudem von Tausenden weiteren geheimen Hinrichtungen in China, Nordkorea und Vietnam aus. In China werde die Bevölkerung in den Medien regelmäßig daran erinnert, dass Straftaten wie Drogenhandel und Bestechung mit dem Tode bestraft werden können. Nordkorea habe ein neues Gesetz eingeführt, wonach Menschen, die nicht Koreanisch sprechen, zum Tode verurteilt werden können.
- Verwendete Quelle:
- Nachrichtenagentur dpa