Nahverkehr in Großstädten floppt
"Auf der Kriechspur": Ausbau von Bus und Bahn in Städten kommt kaum voran
- Aktualisiert: 11.03.2025
- 05:01 Uhr
- Angela Kolbe
Der öffentliche Personennahverkehr in Deutschland ist alles andere als auf der Überholspur. Eine neue Studie legt nun nahe: In den letzten Jahren gab es kaum Verbesserung.
Die Umweltorganisation Greenpeace untersuchte das Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPVN) in 30 deutschen Großstädten. Die Grundlage der Erhebung, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, war die Anzahl der Abfahrten aus öffentlich zugänglichen Fahrplandaten. Das Ergebnis: Der Ausbau des Bus- und Bahnangebots kommt kaum voran und hat sich in den vergangenen zwei Jahren kaum verbessert. Wie es dazu kommen konnte – mehr dazu im Clip:
Hier schrumpfte das ÖPNV-Angebot sogar
Demnach hat nur ein Drittel der Städte in Deutschland den Nahverkehr seit 2023 um mehr als ein Prozent ausgebaut. Einige Städte verzeichnen sogar einen Rückgang. Am höchsten war dieser in der Hauptstadt: So verzeichnete Berlin ein Minus von 7,1 Prozent. Auch in Kiel (-3,7 Prozent), Köln (-3,1 Prozent), Frankfurt am Main (-2,8 Prozent) und Karlsruhe (-2,5 Prozent) schrumpfte das Angebot deutlich. In zwölf Städten tat sich wenig: Der Ausbau stagnierte bei einer Ab- beziehungsweise Zunahme von plus/minus einem Prozent. Deutliche Zuwächse konnten hingegen Dresden (3,1 Prozent), Münster (3,9 Prozent), Aachen (4,3 Prozent) und Nürnberg (5,4 Prozent) verzeichnen. Als Musterschüler der Studie ging Leipzig mit einem um 14,6 Prozent gewachsenen ÖPNV-Angebot hervor.
Personennahverkehr in Deutschland verfehlt Klimaziele
Mit dem schleichenden und teilweise sogar rückläufigen Ausbau des Bus- und Bahnangebots werden in den meisten Großstädten Deutschlands auch Klimaziele verfehlt. "Um die Klimaziele im Verkehr zu erreichen, müsste das ÖPNV-Angebot pro Jahr um mindestens 4,5 Prozent wachsen", heißt es laut der Deutschen Presse-Agentur. Greenpeace-Verkehrsexpertin Lena Donat ergänzt: "Deutschlands Städte brauchen einen Booster für Bus und Bahn, dabei muss der Bund ihnen finanziell beistehen."
Bus- und Bahnausbau: Es fehlt an Personal und Geld
Als wichtigste Gründe für Stagnation und Rückgang benannte Greenpeace sowohl eine unzureichende Finanzierung als auch fehlendes Personal. Ein Problem, das sich weiter zuzuspitzen droht: So ist laut Schätzungen davon auszugehen, dass bis 2030 alleine in Bayern 80.000 Busfahrer:innen in den Ruhestand gehen, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Laut einer Umfrage des Verbands deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) mussten 2023 ganze 44 Prozent der Verkehrsunternehmen ihren Betrieb (zeitweilig) aufgrund eines Mangels an Arbeitskräften einschränken. "Faktisch verabschieden wir uns von der Verkehrswende, wenn wir ÖPNV-Verkehr einstellen müssen. Aktuell sind wir vor allem dabei, irgendwie den Status quo aufrechtzuerhalten", so Harald Kraus, Vorsitzender des VDV-Personalausschusses, in diesem Zusammenhang gegenüber der dpa.
- Verwendete Quellen:
- Material der dpa
- Süddeutsche Zeitung: "Aus dem Takt geraten"
- Tagesschau: "Personalmangel gefährdet ÖPNV-Ausbau"