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Erblindung heilbar?

Bahnbrechende Studie: Stammzellen-Behandlung führt zur Wiederherstellung der Sehkraft

  • Veröffentlicht: 11.11.2024
  • 00:18 Uhr
  • Oliwia Kowalak
Die Stammzellenforschung könnte in Zukunft Menschen ihr Augelicht zurückgeben.
Die Stammzellenforschung könnte in Zukunft Menschen ihr Augelicht zurückgeben.© IMAGO/Westend61

Einen Durchbruch in der medizinischen Behandlung von Augenkrankheiten hat ein Forscherteam aus Japan gemeldet. Anhand von Stammzellen-Transplantation konnte eine seltene Hornhauterkrankung geheilt und das Sehvermögen wieder hergestellt werden.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Behandlung von einigen Seherkrankungen, darunter auch Erblindung, war bisher nur schwierig oder gar nicht möglich.

  • Eine aktuelle Studie aus Japan zeigt, dass Stammzellen-Transplantationen bei vier Patient:innen zur langfristigen Verbesserung der Sehkraft geführt haben.

  • Forscher:innen weisen allerdings darauf hin, dass die Methode noch in weiteren Studien erprobt werden muss.

Die Stammzellenforschung meldet einen weiteren Erfolg in der Behandlung von Menschen mit Erkrankungen des Sehorgans. Wie eine kürzlich erschienene Studie in der medizinischen Fachzeitschrift "The Lancet" zeigt, konnten vier Menschen mit Sehbehinderung durch Stammzellentransplantation ihre Sehkraft verbessern. Die berichtet das Magazin "Nature".

Die Ergebnisse seien beeindruckend. "Das ist eine aufregende Entwicklung", kommentierte Kapil Bharti, Stammzellenforscher am US National Eye Institute in Bethesda, die Ergebnisse der Studie. Die Resultate würden dafür sprechen, mehr Patient:innen zu behandeln, so die Wissenschaftler:innen.

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Studie: Patient:innen mit seltener Hornhauterkrankung behandelt

An der in Osaka durchgeführten Studie nahmen vier Personen - zwei Frauen und zwei Männer im Alter von 39 bis 72 Jahren - mit Limbusstammzelleninsuffizienz (LSCD) in beiden Augen teil. Das seltene Augenleiden wird dadurch gekennzeichnet, dass der Stammzellenpool des Limbusring, ein dunkler Ring um die Regenbogenhaut, erschöpft wird. Die Stammzellen sorgen normalerweise dafür, dass die äußerste Schicht der Hornhaut aufrechterhalten wird. Eine Erschöpfung führt zur Bildung von Narbengewebe auf der Hornhaut.

LSCD kann angeboren oder die Folge einer Autoimmunerkrankung sein. Zu den häufigsten Ursachen gehören allerdings Verbrennungen, Verätzungen oder mechanische Verletzungen, beispielsweise durch Kontaktlinsen. Zu den Symptomen einer LSCD gehören Schmerzen, schmerzhafte Lichtempfindlichkeit, Entzündungen oder das übermäßige Einwachsen von Blutgefäßen - im schlimmsten Fall kann die Erkrankung auch zum Erblinden führen. Die hornhautbedingte Erblindung betrifft weltweit etwa zehn Millionen Menschen - zu einem erheblichen Teil auch Kinder.

Für die Stammzellenbehandlung haben Mediziner:innen normalerweise eine Transplantation von Hornhautzellen aus dem gesunden Auge vorgenommen. Die Methode birgt jedoch etliche Risiken. So kann eine Abstoßung des Transplantats, Infektionen, Grüner Star oder eine Verletzung der Strukturen im Auge erfolgen. Sind beide Augen von der Krankheit betroffen, so werden Hornhauttransplantate von verstorbenen Spendern verwendet. Das Immunsystem des Empfängers kann diese aber auch abstoßen.

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Verwendung neuer Zellquelle: Sehvermögen wiederhergestellt

Für die Studie wurde daher eine alternative Zellquelle genutzt. Das Forscherteam stellte Hornhauttransplantate mithilfe von induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) her. Diese Zellen werden durch künstliche Reprogrammierung embryonalen Stammzellen ähnlich. Die Wissenschaftler:innen entnahmen gesunden Spender:innen Blutzellen und programmierten diese in einen embryonalähnlichen Zustand um. Im Anschluss wurden die Zellen in eine dünne, transparente Schicht aus kopfsteinförmigen Hornhautepithelzellen umgewandelt. Damit ersetzte man dann die beschädigte Haut der Patient:innen, indem das Narbengewebe zunächst abgeschabt wurde. Danach nähten die Forscher:innen Epithelblätter eines Spenders an und bedeckten das Auge mit einer weichen Schutzkontaktlinse.

Das Ergebnis nach zwei Jahren: Bei keinem der Empfänger wurden schwere Nebenwirkungen festgestellt. Weder bildeten die Transplantate Tumore, welches ein Risiko bei wachsenden iPS-Zellen darstellt, noch zeigten die Immunsysteme der Patient:innen Anzeichen von Abstoßungen. Die Beobachtung machten die Forscher:innen auch für jene Patient:innen, die keine immunsuppressiven Medikamente einnahmen. Alle vier Personen zeigten eine sofortige Verbesserung der Sehkraft. Weiterhin verringerte sich nach der Transplantation die von LSCD betroffene Hornhautfläche. Nur bei einem Empfänger kam es innerhalb eines Jahres zu leichten Rückgängen.

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Weitere klinische Untersuchungen geplant

"Es ist wichtig und eine Erleichterung, dass die Transplantate nicht abgestoßen wurden", so Stammzellenforscher Bharti. Jedoch seien noch weitere Transplantationen erforderlich, um die Sicherheit des Eingriffs zu gewährleisten.

Für den Wissenschaftler sei jedoch noch unklar, worauf die Verbesserung der Sehkraft zurückzuführen ist. Mögliche Gründe könnten die Vermehrung der transplantierten Zellen in der Hornhaut oder die Entfernung von Narbengewebe vor der Transplantation sein. Ebenso könnte die Wiederkehr der Sehkraft auch darauf zurückzuführen sein, dass die eigenen Zellen des Empfängers durch die Transplantation dazu veranlasst wurden, aus anderen Regionen des Auges einzuwandern und die Hornhaut zu erneuern.

Die Forscher:innen kündigten vor dem Hintergrund der positiven Ergebnisse an, im März weitere klinische Studien zu beginnen. "Diese Erfolgsgeschichten zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagte Bharti.

  • Verwendete Quellen:
  • nature.com: "World-first stem-cell treatment restores vision in people"
  • aerzteblatt.de: "EMA stimmt Stammzelltherapie bei seltenem Augenleiden zu"
  • eurostemcell.org: "Das Auge und Stammzellen: Auf dem Weg zur Behandlung von Blindheit"
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