Anzeige
CDU-Bahnpolitik

Bei Wahlsieg der Union: Droht der Bahn die Zerschlagung?

  • Aktualisiert: 03.02.2025
  • 04:32 Uhr
  • dpa
Betrieb und Netz der Deutschen Bahn trennen - dafür wirbt die Union.
Betrieb und Netz der Deutschen Bahn trennen - dafür wirbt die Union.© Paul Zinken/dpa

Die Union bringt erneut eine Zerschlagung der Deutschen Bahn ins Gespräch. Noch-Verkehrsminister Volker Wissing warnt jedoch davor.

Anzeige

Der Deutschen Bahn droht nach der Bundestagswahl die Zerschlagung. Die Union plant, den bundeseigenen Konzern unter einem möglichen Kanzler Friedrich Merz komplett umzukrempeln und den Betrieb und die Infrastruktur voneinander zu trennen. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) geht genau dagegen in Berlin auf die Straße. Sie warnt von einem "fundamentalen Angriff auf unsere Arbeitsplätze".

Donald Trump, Wladimir Putin, Olaf Scholz

Immer frisch, immer aktuell! News aus Deutschland und der Welt

KOSTENLOS auf Joyn: Die neuesten Videos zu News und Hintergründen jetzt streamen!

"Da zünden fachfremde Opportunisten Nebelkerzen, um auf Kosten der Beschäftigten die Interessen der neoliberalen Wettbewerbslobby durchzusetzen", sagt EVG-Chef Martin Burkert über die Unionsparteien. Der Demonstrationszug soll vom Kanzleramt vorbei am Hauptbahnhof bis zum Bahntower am Potsdamer Platz führen.

Anzeige
Anzeige

Union will Bahn "vom Kopf auf die Füße stellen"

Die Union hat schon länger klare Vorstellungen davon, wie der Konzern mittelfristig aufgestellt sein sollte - und will einen harten Bruch mit der Ampel-Politik. "Klar ist für uns, dass die Bahn vom Kopf auf die Füße gestellt werden muss, wenn sich Verbesserungen ergeben sollen", teilt der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion für Verkehr, Ulrich Lange (CSU), der dpa mit.

Die Bahn und "ihre unzähligen Beteiligungen und Tochtergesellschaften" sollten aufgelöst werden, Infrastruktur- und Transportbereich sollten voneinander getrennt und das Schienennetz solle analog zur Autobahn in eine bundeseigene, weisungsgebundene GmbH überführt werden. "Der Bund bekommt dadurch einen stärkeren Zugriff auf den Aus-, Neu- und Umbau der Schieneninfrastruktur", argumentierte Lange. Die Vorgaben des Bundes müssten umgesetzt werden.

"Die Tatsache, dass die DB sich mit dem Zugverkehr nur noch auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und sich gegenüber anderen Anbietern behaupten muss, wird insgesamt die Performance auf der Schiene verbessern", betont Lange.

Wissing: Zerschlagung würde Verbesserungen verzögern

Nach Ansicht von Verkehrsminister Volker Wissing (parteilos) würde eine Aufspaltung des Bahn-Konzerns die Probleme des Unternehmens nicht lösen. "Die Forderung nach der Zerschlagung der Bahn ist ein weiteres Beispiel dafür, wie den Menschen derzeit vermeintlich einfache Lösungen für komplexe Probleme versprochen werden, sagte Wissing der Deutschen Presse-Agentur. "Statt auf das Organigramm, sollten sich daher alle darauf konzentrieren, das Sanierungsprogramm weiter konsequent durchzuziehen. Denn der Kern des Problems liegt in der über die letzten Jahrzehnte kaputtgesparten Infrastruktur", sagte Wissing.

Der Minister gibt zu, dass es bei der Deutschen Bahn "auch gesellschaftsrechtliches Optimierungspotenzial gebe". Aber die von der Union ins Gespräch gebrachte Zerschlagung des Unternehmens würde den Fahrplan für die Verbesserung von Netz und Betrieb seiner Ansicht nach nur erheblich verzögern. "

Anzeige
Anzeige

Mehr als ein Drittel der Fernzüge unpünktlich

Fakt ist: Es vergeht kein Tag, an dem die Fahrgäste der Deutschen Bahn den schlechten Zustand des Unternehmens nicht selbst erfahren. Die Fernverkehrszüge waren 2024 so unpünktlich wie seit mehr als 20 Jahren nicht. Mehr als jeder dritte ICE oder IC kam zu spät an.

"Wir stehen vor den Scherben von 20 Jahren Eisenbahnpolitik", sagte Bahnexperte Christian Böttger von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin. "Die Eisenbahn ist in dieser Struktur nicht mehr zukunftsfähig." Irgendwas muss sich also ändern. Nur was? Darüber gehen die Meinungen weit auseinander.

Bereits unter der alten Bundesregierung gab es eine kleine Reform. Die Netzsparte wurde umbenannt und soll sich nun stärker am Gemeinwohl ausrichten. Sie verbleibt aber als DB InfraGo unter dem Dach des Gesamtkonzerns. Mit einer umfassenden Generalsanierung Dutzender vielbefahrener Strecken will die neue Gesellschaft die Pünktlichkeit in den nächsten Jahren allmählich in den Griff bekommen. Vielen Fachleuten geht das nicht weit genug.

"Was es wirklich braucht, sind dauerhaft mehr Investitionen in die Schienen-Infrastruktur, um den Verschleiß, der sich über Jahrzehnte aufgebaut hat, wieder abzubauen", sagt Gewerkschaftschef Burkert. "Drei Unions-Verkehrsminister sind dafür maßgeblich verantwortlich." Mit einer grundlegenden Umstrukturierung werde das jahrzehntelange Problem der Unterfinanzierung nicht gelöst.

Stattdessen plädiert er zunächst dafür, mit zwei kleineren Schritten in die Trennung einzusteigen: die Aushebung der Beherrschungsverträge und mehr Transparenz bei den Finanzen. "Derzeit ist es ja so, dass vor allem die DB ihre Leute in den Aufsichtsrat der Infrastruktur schickt, nicht der Staat. Wenn man die Beherrschungsverträge aufheben würde, dann könnte die Politik selbst Aufsichtsräte bestimmen." Zudem käme mehr Transparenz in die Finanzströme.

Alle :newstime-Sendungen finden Sie jederzeit kostenlos auf Joyn
:newstime vom 3. Februar 2025 |  08:25
Episode

:newstime vom 3. Februar 2025 | 08:25

  • 04:56 Min
  • Ab 12