Herausforderung für Europa
Ex-Außenminister Fischer: "Werden neue Weltordnung erleben"
- Veröffentlicht: 14.10.2024
- 16:11 Uhr
- Joachim Vonderthann
Warum wird Europa nicht unabhängiger von den USA? Für den früheren deutschen Chefdiplomaten Joschka Fischer hat das ganz klare Gründe.
Das Wichtigste in Kürze
Die Abhängigkeit Europas von den USA wird laut Ex-Außenminister Fischer noch lange Zeit Bestand haben.
Vom Status einer Supermacht sei Europa weit entfernt, auch weil der politische Wille fehle.
Der heutige Politikberater verrät zudem, was er von einer neuen Weltordnung erwartet.
Das Ukraine-Unterstützer-Treffen von 50 Staaten auf dem rheinland-pfälzischen US-Stützpunkt Ramstein musste wegen nur eines Mannes ausfallen: US-Präsident Joe Biden sagte seine Reise nach Deutschland wegen Hurrikan "Milton" ab. Warum der Gipfel nicht stattfand, obwohl 49 von 50 Ländern teilnehmen hätten können, erklärte Ex-Bundesaußenminister Joschka Fischer am Sonntagabend (13. Oktober) im ZDF-"heute journal".
"Supermacht" USA nicht zu ersetzen
Man könne das wirtschaftlich-militärische Potenzial der USA "nicht einfach ersetzen", betonte der heutige Politikberater und ergänzte: "Es ist in Europa nicht da. Und es fehlt auch an dem politischen Willen. Es nützt nichts, hier in Interviews so zu tun, als ob."
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Die USA seien im Gegensatz zu Europa "eine Supermacht, die einzige Supermacht, die es gegenwärtig gibt". China sei dabei, eine Supermacht zu werden. Europa sei davon weit entfernt, so Fischer weiter. "Wir sind eine andere Größenordnung, wir haben eine andere Geschichte. Wir sind auch nicht eine Einheit, sondern wir sind 20 verschiedene Mitgliedsstaaten mit unterschiedlichen Interessen, groß und klein." Europa könne sich nicht mit den USA messen.
Der Westen muss zusammenbleiben
Der ehemalige Grünen-Außenminister sieht eine neue Weltordnung heraufziehen. "Die Welt wird sich weiterentwickeln. Wir werden die neue Weltordnung erleben." Ob diese besser sein werde, wage er zu bezweifeln, aber es werde eine neue sein. Dennoch bleibe er grundsätzlich optimistisch: "Solange es Menschen gab, gab es auch Probleme und pessimistische Perspektiven."
In der neuen Weltordnung wird nach Fischers Einschätzung der sogenannte globale Süden eine größere Rolle spielen, was ihm aber keine Sorgen bereite. Die Umverteilung des wirtschaftlichen Wohlstands durch die bevölkerungsreichen Länder China und Indien sei zu erwarten gewesen. Entscheidend werde sein, ob der Westen politisch-kulturell zusammen bleibe. Falls dies gelinge, so Fischer, mache er sich weniger Sorgen.
- Verwendete Quellen:
- ZDF: "Fischer: Werden 'neue Weltordnung erleben'"