Anzeige
Ukraine-Krieg

Geht Russland die Munition aus? Das sagt Militärexperte

  • Veröffentlicht: 27.12.2022
  • 14:18 Uhr
  • Clarissa Yigit

Seit Wochen halten sich die Gerüchte, Russland verfüge kaum noch über Munition. Auch die Zahl der Soldaten schrumpfe immer weiter. Wie sieht die militärische Lage der Russen wirklich aus?

Anzeige

Das Wichtigste in Kürze

  • Die russischen Lagerbestände an Artilleriemunition, Marsch­flug­körpern und anderen Präzisions­waffen sind laut Experten nahezu aufgebraucht.

  • Allerdings sind wohl auch die Vorräte der NATO-Staaten erschöpft.

  • Der estnische Geheim­dienst­chef glaubt dennoch weiterhin, Russland sei zu schweren Angriffen fähig.

Stimmt es, dass der Munitionsvorrat des russischen Militärs aufgebraucht ist? Glaubt man dem Militärexperten Frank Sauer, dann ist das so. Der Politikwissenschaftler sagte dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland", dass Russland zwar die Möglichkeit habe, Artilleriemunition, Marsch­flug­körper und andere Präzisions­waffen nachzuproduzieren, wohl aber nicht so viel, wie nötig." Die Seriennummern der zuletzt verschossenen Marschflugkörper deuten darauf hin, dass die russische Armee gerade erst produzierte Systeme verschießt." Zudem stellte der Experte fest, dass Russland "leere" Marschflugkörper, die eigentlich für Nuklear­spreng­köpfe vorgesehen sind, verschieße.

Lagerbestände Russlands größtenteils aufgebraucht

"Offenbar muss Russland sich die iranischen Shahed-Drohnen gut einteilen", so Sauer, denn es vergehe viel Zeit zwischen den Wellen der Drohnen­angriffe. Allerdings sollen die Drohnen offenbar bald in Russland mit iranischer Lizenz produziert werden. "Wir haben es bei diesem Abnutzungs­krieg aber zweifellos inzwischen auch mit einem industriellen Wettlauf zu tun", resümierte der Militärexperte.

Russlands Arsenal würde laut Schätzungen für etwa fünf Angriffswellen reichen, das erklärte der Sprecher des ukrainischen Militär­geheim­dienstes, Vadim Skibizkyj. Somit hätte Russland circa 360 Marsch­flug­körper zur Verfügung.

Anzeige
Anzeige

Vorräte der NATO-Staaten neigen sich dem Ende

Laut Sauer würde der Westen inzwischen längst auch moderne westliche Waffensysteme liefern. Aber auch den NATO-Staaten gingen inzwischen die Vorräte aus, weil die Ukraine einfach sehr viel Munition verbrauche. Mindestens 90.000 Schuss pro Monat seien es alleine bei der Artilleriemunition. Der Militärexperte hält es deshalb für möglich, dass die russischen Streitkräfte dank der Mobilisierung und der großen russischen Rüstungs­industrie in der Lage seien, den Krieg weiter in die Länge zu ziehen. "Das ist ganz offensichtlich auch der aktuelle Plan im Kreml", erklärte er.

Estland glaubt nicht an Waffen- und Munitionsmangel

Der estnische Geheim­dienst­chef Oberst Margo Grosberg glaubt weiterhin daran, dass Russland zu schweren Angriffen fähig sei. "Russlands militärische Fähigkeiten sind trotz der schrecklichen Verluste nirgendwo verschwunden", erklärt er. Estland fordere bereits seit längerem einen härteren Kurs gegen Russland. Es zählt zu den treuesten Verbündeten der Ukraine. Laut Einschätzung Grosbergs haben die russischen Truppen etwa 1.400 Panzer verloren. Allerdings mache dies angesichts der russischen Bestände älterer Panzer nicht so viel aus.

Grosberg glaubt, dass die russische Rüstungs­industrie ihre Munitionskapazitäten erhöht habe und genug da sei, um mindestens ein Jahr zu kämpfen. "Wir schätzen, dass Russland vor dem Krieg etwa 17 Millionen Einheiten Munition hatte, von denen zehn Millionen verwendet wurden", so der Geheimdienstchef.

Anzeige
Anzeige

Estland geht von rund 100.000 gefallenen russischen Soldaten aus

Nach Schätzungen des estnischen Geheim­dienst­chef liegt die Zahl der gefallenen russischen Soldaten inzwischen bei etwa 100.000. Grosberg deutete allerdings an, dass durch Russlands Mobilisierung weitere 300.000 Soldaten zusammenkamen. Auch wenn deren Ausbildung nicht so gut ist, so bedeute dies zusätzliche Kräfte.

  • Verwendete Quellen:
Mehr zum Ukraine-Krieg
Russia Putin
News

So will Wladimir Putin den Krieg gewinnen

  • 22.12.2022
  • 17:11 Uhr