Experten zum Winterwetter
Keine weißen Weihnachten mehr: Deutschland mit "am stärksten vom Verlust kalter Wintertage betroffen"
- Veröffentlicht: 17.12.2024
- 09:54 Uhr
- Claudia Scheele
Viele träumen von weißen Weihnachten in Deutschland. Doch die Wahrscheinlichkeit für Schnee zu den Feiertagen wird immer geringer.
Das Wichtigste in Kürze
Die Chancen auf weiße Weihnachten stehen auch dieses Jahr wieder nicht gut.
Zahlen des Deutschen Wetterdienstes zeigen auf, dass Schnee zu Weihnachten immer unwahrscheinlicher wird in Deutschland.
Nach Aussagen von Expert:innen beeinflusst der Klimawandel maßgeblich die Abnahme der kalten Perioden - Deutschland gehört dabei mit zu den größten Verlierern für frostfreie Tage.
Deutschland verliert mit dem Klimawandel vor allem eines - die Chance auf weiße Weihnachten. Expert:innen zufolge gehört Deutschland zu den Ländern, das mit am stärksten vom "Verlust kalter Wintertage betroffen" ist und damit verlieren wir auch die Chance auf Schnee über die Festtage.
Vom 24. bis 26. Dezember wird Schnee in den meisten Regionen Deutschlands zum Beispiel immer seltener, wie es vom Deutschen Wetterdienst (DWD) heißt. Die meisten Menschen können sich demnach im Mittel nur noch alle zehn Jahre über Schnee an den drei Tagen freuen.
Im Vergleich der Referenzperioden 1961 bis 1990 und 1991 bis 2020 ist die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten mit einer Schneedecke an allen drei Tagen im bundesweiten Durchschnitt prozentual um gut die Hälfte gesunken, wie es vom DWD heißt. Besonders betroffen sei der Süden. In München zum Beispiel lag die Wahrscheinlichkeit für den ersten Zeitraum noch bei gut 33 Prozent, nach 1991 nur noch bei knapp 14 Prozent. In Freiburg ist es noch drastischer: Zunächst lag die Schneewahrscheinlichkeit bei fast 17 und danach bei unter 5 Prozent.
Das Idealbild von Weihnachten wird immer unrealistischer
Viele stellen sich ideale Weihnachten so vor: Drinnen leuchtet der Baum, draußen türmt sich der Schnee. Mit dem Klimawandel schwinden die Chancen dafür noch weiter. Doch besonders häufig waren weiße Weihnachten in der Bundesrepublik auch nicht. Denn gerade um diese Festtage herum gibt es häufig Tauwetter.
Expert:innen sprechen von einer sogenannten Singularität. Die Eisheiligen im Mai gehören dazu, die Schafskälte im Juni sowie der Altweibersommer - eine warme, sonnige Phase, die oft Mitte September bis Anfang Oktober auftritt. Und eben auch das sogenannte Weihnachtstauwetter: Um den 24. Dezember herum gibt es den DWD-Daten zufolge etwas häufiger milde Temperaturen, die Schnee wegtauen oder gar nicht erst liegenbleiben lassen.
Deutschland mit "am stärksten vom Verlust kalter Wintertage betroffen"
Dass die Vorstellung von weißen Weihnachten so stark in unseren Köpfen verankert ist, hat Expert:innen zufolge womöglich schlichtweg damit zu tun, dass es auf Weihnachtskarten, in Kinderbüchern und bei Werbung für Wintermode besser aussieht als der übliche Nieselregen.
Vom Mythos zur Wahrheit: Auch künftig werden weiße Weihnachten nicht sehr wahrscheinlich sein und mehr Illusion bleiben. So hat der Klimawandel einer aktuellen Auswertung zufolge bereits jetzt Auswirkungen auf die Zahl der Wintertage ohne frostige Temperaturen. Er führte demnach dazu, dass es in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland im Durchschnitt jeweils 18 Wintertage mit Mindesttemperaturen über null Grad mehr gab als in einer Welt ohne Klimawandel.
"Laut unserer Analyse gehört Deutschland zu den zehn Ländern, die am stärksten vom Verlust kalter Wintertage betroffen sind", sagte Kristina Dahl, Vizepräsidentin und wissenschaftliche Leitung bei der gemeinnützigen US-Organisation Climate Central in Princeton.
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Der Klimawandel sorgt für mehr frostfreie Tage - auf Kosten des Winters
"Wenn wir weiterhin Öl, Kohle und Gas verbrennen, sind wir auf dem besten Weg, den Winter, wie wir ihn kennen, zu verlieren - mit verheerenden Folgen für Mensch und Tierwelt", warnte Dahl.
Das Autorenteam untersuchte für hunderte Großstädte weltweit, wie sich steigende Temperaturen infolge des Klimawandels in den Wintermonaten Dezember bis Februar auf die Anzahl der Tage mit Temperaturen über dem Gefrierpunkt auswirken. Berücksichtigt wurden Daten des Jahrzehnts von 2014 bis 2023 aus 123 Ländern der Nordhalbkugel, für Deutschland wurden sechs Städte einbezogen.
Über ein Drittel (44) der untersuchten Länder hatten demnach in diesem Zeitraum mindestens sieben frostfreie Tage mehr pro Jahr, als es ohne Klimawandel gegeben hätte. Europa ist im Schnitt besonders stark betroffen, Deutschland landet auf Platz sieben der Länder mit dem größten Anstieg an solchen Tagen.
Verheerende Folgen für Wirtschaft und Natur
Climate Central geht auch auf potenzielle Folgen solcher Veränderungen ein, etwa für die Wintersport-Industrie und die Landwirtschaft. Wärmere Winter können demnach die Schneedecke in den Bergen verringern, eine wichtige Quelle für das Schmelzwasser im Frühjahr - mit Auswirkungen etwa für die Bewässerung von Feldfrüchten.
Wärmere, kürzere Winter können die Gesundheitsrisiken durch Krankheitserreger verschlimmern und die Wachstumszeit für Pflanzen und damit die Leidenszeit für Allergiker verlängern. "Schnee, Eis und kalte Temperaturen, die früher die Wintersaison kennzeichneten, verschwinden vielerorts schnell", sagte Dahl. Das bedrohe Ökosysteme, Volkswirtschaften und kulturelle Traditionen.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa