Anzeige
Automobilwirtschaft

Krise bei VW-Tochter: Audi streicht 7.500 Jobs und kürzt Prämie

  • Aktualisiert: 17.03.2025
  • 18:36 Uhr
  • dpa
Der Autobauer Audi streicht bis Ende 2029 insgesamt 7.500 Arbeitsplätze in Deutschland.
Der Autobauer Audi streicht bis Ende 2029 insgesamt 7.500 Arbeitsplätze in Deutschland.© Peter Kneffel/dpa

Bei Audi wird seit Monaten um Sparpläne gerungen. Nun gibt es eine Einigung zwischen Konzern und Arbeitnehmerseite. Audi will damit mittelfristig mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr sparen.

Anzeige
Donald Trump, Wladimir Putin, Olaf Scholz

Immer frisch, immer aktuell! News aus Deutschland und der Welt

KOSTENLOS auf Joyn: Die neuesten Videos zu News und Hintergründen jetzt streamen!

Der Autobauer Audi streicht bis Ende 2029 insgesamt 7.500 Arbeitsplätze in Deutschland. Zusammen mit anderen finanziellen Einschnitten für die Beschäftigten will das Unternehmen mittelfristig mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr sparen, wie es mitteilte.

Konzern und Betriebsrat hatten lange und intensiv um die Sparpläne gerungen, sich nun aber auf ein Konzept geeinigt. Zwischenzeitlich standen auch deutlich höhere Zahlen für den Stellenabbau im Raum: Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Jörg Schlagbauer, nannte eine ursprüngliche Forderung des Unternehmens von 12.000 Arbeitsplätzen.

"Audi muss schneller, agiler und effizienter werden. Klar ist: Ohne Personalanpassungen geht das nicht", sagte der Vorstandsvorsitzende Gernot Döllner. Gleichzeitig betonte er: "Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen bis Ende 2033 geben. Das ist in gesamtwirtschaftlich schwierigen Zeiten eine gute Nachricht für alle Beschäftigten."

Konkret wird die geltende Beschäftigungssicherung, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt, bis Ende 2033 verlängert. Bisher hatte sie bis Ende 2029 gegolten.

Gleichzeitig will Audi acht Milliarden Euro in die deutschen Standorte investieren. Für den herausfordernden Übergang zur Elektromobilität "stellen wir Ingolstadt und Neckarsulm so robust und flexibel auf", wie Döllner betont.

Anzeige
Anzeige

Genaue Aufteilung noch unklar

Der Stellenabbau soll laut Audi im "indirekten Bereich" stattfinden - also nicht die Produktion treffen und einen Abbau von Bürokratie bringen. Zudem soll nicht mit dem Rasenmäher gekürzt werden. Vielmehr richte man die "Teamaufstellung fokussiert und konsequent an den Anforderungen der Zukunft aus", sagt Personalvorstand Xavier Ros. 

Die ersten 6.000 Stellen sollen bis 2027 wegfallen, weitere 1.500 bis Ende 2029. Wie sich die Kürzungen auf die Standorte Ingolstadt und Neckarsulm aufteilen, ist noch offen.

Weitere Einschnitte treffen die Audi-Mitarbeiter beim Geld. Unter anderem wird die Ergebnisbeteiligung strukturell umgebaut und für mehrere Jahre zusätzlich gekürzt. Dabei geht es durchaus um relevante Summen. 

2024 hatte die für das Jahr 2023 ausgezahlte Mitarbeiterbeteiligung 8.840 Euro pro Beschäftigtem betragen. Die Beteiligung für 2024, die im laufenden Jahr ausgezahlt wird, wird noch nicht von der jetzt vereinbarten Kürzung betroffen sein. Sie dürfte wegen der zuletzt schlechter gelaufenen Geschäfte aber dennoch schwächer ausfallen.

Komplette Zahlen für das Geschäftsjahr 2024 legt Audi am Dienstag vor. In den ersten neun Monaten hatte sich der Gewinn fast halbiert. Unter anderem litt Audi unter fehlenden Teilen für wichtige Motoren, schwacher Nachfrage in China und Rückstellungen für die Schließung seines Werks in Brüssel. 

Betriebsrat: Vieles abgewehrt

Nach den Worten Schlagbauers leistet die Belegschaft einen großen Beitrag, um die vier Ringe wieder wetterfest und zukunftssicher zu machen und investiert viele Millionen Euro in ihre eigene Zukunft. 

Im Gegenzug sei es gelungen, in den "harten, aber von beiden Seiten stets sach- und lösungsorientierten Verhandlungen" vieles abzuwehren. So würden weder das tarifliche Monatsentgelt noch Zulagen und Zuschläge angetastet und auch die ausstehenden Tariferhöhungen nicht verschoben.

Anzeige
Anzeige

Große Bedeutung misst Schlagbauer zudem der Zusage des Konzerns zu, den Q3 künftig auch in Ingolstadt zu bauen. Ferner würden insgesamt 1.000 Jobs durch sogenanntes Insourcing zurückgeholt. Gemeint ist damit die Wiedereingliederung von zuvor ausgelagerten Prozessen oder Funktionen.

"Einige Eckpunkte der Zukunftsvereinbarung bedeuten Einschnitte für die  Beschäftigten", sagt Personalvorstand Ros. "Das ist uns bewusst. Gleichzeitig sind sie unbedingt notwendig, um betriebsbedingte Kündigungen zu verhindern. Das war und ist mein Ziel."

IG-Metall-Mitgliederbonus 

Mitglieder der IG Metall können sich zudem künftig über einen zusätzlichen Bonus freuen. Dieser soll ab 2026 gelten, wie die Vorsitzende der IG Metall bei Audi in Ingolstadt, Karola Frank, sagt.

Bayerns IG-Metall-Bezirksleiter Horst Ott lobte die Maßnahme: "Damit wird die Solidarität der Beschäftigten belohnt, die sich füreinander einsetzen, für eine starke IG Metall sorgen und damit Tarifverträge und gute Verhandlungsergebnisse überhaupt erst ermöglichen."

In den Verhandlungen zur Zukunftsvereinbarung hätten alle Verhandlungsparteien Verantwortung übernommen, den Tarifvertrag gesichert und die Zukunft von Audi in Deutschland gestärkt.

Mehr News
Tarifverhandlungen öffentlicher Dienst
News

Schlichter sollen Lösung finden: Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst geplatzt

  • 17.03.2025
  • 22:05 Uhr