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Baerbock: Zeit der Ruchlosigkeit hat begonnen

Nach Eklat im Weißen Haus: Internationale Reaktionen auf Trumps Bloßstellung von Selenskyj

  • Aktualisiert: 01.03.2025
  • 15:16 Uhr
  • Max Strumberger

Erst Handschlag, dann Beschimpfungen. Ein Treffen zwischen US-Präsident Trump und seinem ukrainischen Kollegen Selenskyj läuft völlig aus dem Ruder. Viele Spitzenpolitiker zeigen sich entsetzt über das Verhalten des US-Staatsoberhauptes - ein Überblick.

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Inhalt

In einer entscheidenden Phase im Ringen um Frieden im russischen Angriffskrieg ist es zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu einem beispiellosen Zerwürfnis gekommen. Die beiden Staatsmänner brachen ein Treffen im Weißen Haus ab, nachdem Trump den Ukrainer lautstark mit Vorwürfen überzogen hatte.

Der US-Präsident drohte Selenskyj sogar, die Ukraine im Stich zu lassen, sollte es nicht zu einem Friedensabkommen mit Russland kommen. Auch die Unterzeichnung eines Rohstoff-Deals zwischen den USA und der Ukraine kam nicht zustande.

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Donald Trump, Wladimir Putin, Olaf Scholz

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Annalena Baerbock

Nach dem Ukraine-Eklat im Weißen Haus mahnt Bundesaußenministerin Annalena Baerbock ein umgehendes entschlossenes Handeln Deutschlands und Europas an. "Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren", sagte Baerbock in einer Stellungnahme am Samstag im Auswärtigen Amt in Berlin. "Wir müssen jetzt schnell handeln, europäisch und national." Mit Blick auf das Wortgefecht zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Staatsoberhaupt Wolodymyr Selenskyj betonte sie: "Wer hier Täter und wer Opfer ist, das steht vollkommen außer Frage." Der Feind, "er sitzt allein im Kreml, nicht in Kiew oder in Brüssel", sagte Baerbock. "Eine neue Zeit der Ruchlosigkeit hat begonnen."

Deutschland müsse Führung übernehmen, auch in der Phase der Bildung einer neuen Regierung, mahnte Baerbock. Konkret forderte sie, es müssten umgehend neue Finanzhilfen für die Ukraine von Deutschland und der Europäischen Union freigegeben werden. Dazu müsse der Bundestag die blockierten Hilfen von drei Milliarden Euro beschließen, und der EU-Gipfel kommenden Donnerstag ein "umfassendes europäisches Finanzpaket" für die Ukraine schnüren. Deutschland müsse zudem künftig "Hand in Hand" gehen mit Frankreich, Großbritannien und Polen. "Kein Blatt darf zwischen uns passen."

Für mehr Finanzmittel müsse in Deutschland unmittelbar über eine "grundsätzliche Reform der Schuldenbremse" gesprochen werden, sagte Baerbock weiter. Auf europäischer Ebene sei eine Flexibilisierung der Stabilitätskriterien erforderlich. Schließlich müsse trotz der aktuellen Stimmung "besonnen und mit kühlem Kopf" gehandelt werden, auch mit Blick auf die transatlantischen Beziehungen. Europa müsse seiner Rolle als Friedensprojekt gerecht werden. "Die Welt schaut auf uns."

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Viktor Orban

Nach dem Eklat im Weiße Haus fordert Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban die EU auf, dem Beispiel der USA zu folgen und direkte Gespräche mit Russland über einen Waffenstillstand und eine Einigung in der Ukraine zu führen. In einem Brief an EU-Ratspräsident António Costa, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, schreibt Orban, es gebe "strategische Unterschiede in unserem Ansatz gegenüber der Ukraine, die nicht durch Entwürfe oder Kommunikation überbrückt werden können".

Ein Sprecher der ungarischen Regierung bestätigte der dpa, dass der Brief authentisch ist. Orban schreibt weiter, dass er schriftlichen Schlussfolgerungen zur Ukraine bei einem Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs am Donnerstag nicht zustimmen könne.

Frank-Walter Steinmeier

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat US-Präsident Donald Trump wegen des Eklats beim Besuch des ukrainischen Staatschefs Wolodymyr Selenskyj ungewöhnlich deutlich kritisiert. "Diplomatie scheitert, wenn Verhandlungspartner vor aller Welt gedemütigt werden", sagte Steinmeier während eines Fluges nach Uruguay der Deutschen Presse-Agentur. "Die Szene gestern im Weißen Haus ließ mir den Atem stocken. Nie hätte ich geglaubt, dass wir einmal die Ukraine vor den USA in Schutz nehmen müssen." Steinmeier betonte, die Europäer:innen blieben Freiheit, Demokratie und Recht verpflichtet. "Wir müssen verhindern, dass die Ukraine eine Unterwerfung akzeptieren muss. Deshalb braucht unser Land jetzt schnell eine starke Regierung."

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Robert Habeck

Vizekanzler Robert Habeck fordert nach der Eskalation zwischen den USA und der Ukraine rasch weitere Hilfen für das angegriffene Land. Der Wirtschaftsminister sagte dem "Spiegel": "Deutschland und Europa stehen an der Seite der Ukraine. Wir lassen sie nicht fallen." Ein Frieden in Freiheit werde nicht durch Diktat und Demütigung erreicht.

Ukrainischer Präsident Selenskyj in den USA
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Schlagabtausch im Weißen Haus

Trump und Selenskyj: Der Punkt, an dem es eskalierte

Vor den weit aufgerissenen Augen der Welt geraten US-Präsident Trump und der ukrainische Präsident Selenskyj auf beispiellose Weise in Streit. Wie kam es zu dem diplomatischen GAU?

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Anton Hofreiter

Die USA sind mit Trump nicht mehr der Verbündete Europas. Das muss seit der Schmierenkomödie im Weißen Haus allen in Deutschland und Europa klar sein.

, Anton Hofreiter, Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland

Keir Starmer

Nach dem beispiellosen Eklat im Weißen Haus zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und US-Präsident Donald Trump positioniert sich der britische Premier Keir Starmer als Brückenbauer. Für Sonntag (2. März) hat er europäische Staats- und Regierungschefs zu einem Ukraine-Gipfel nach London eingeladen.

Starmer habe sowohl mit Selenskyj als auch mit Trump telefoniert, teilte der Regierungssitz Downing Street mit, nachdem der Ukrainer das Weiße Haus vorzeitig verlassen hatte. "Er behält seine unerschütterliche Unterstützung für die Ukraine bei und tut alles, was er kann, um einen Weg zu einem dauerhaften Frieden auf Grundlage von Souveränität und Sicherheit für die Ukraine zu finden", sagte ein Downing-Street-Sprecher.

Anders als viele andere europäische Politiker:innen hatte Starmer seine Unterstützung für Selenskyj nicht direkt im Anschluss per Social Media bekundet. Britische Medien interpretierten das als den Versuch, zwischen den USA und der Ukraine zu vermitteln. Der britische Regierungschef hatte bei einem Besuch in Washington in dieser Woche demonstrativ auf Harmonie mit dem US-Präsidenten gesetzt.

Giorgia Meloni

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat nach dem Eklat im Weißen Haus einen sofortigen Gipfel zwischen Europa und den USA vorgeschlagen. Zugleich warnte sie am Abend in Rom vor einer Spaltung des Westens. "Jede Spaltung des Westens macht uns alle schwächer und begünstigt die, die den Untergang unserer Zivilisation herbeiführen wollen", mahnte Meloni in einer Erklärung. "Eine Spaltung würde niemandem nützen." Deshalb plädiere Italien für einen Gipfel zwischen den USA, den Europäer:innen und weiteren Verbündeten. Dabei müsse offen darüber gesprochen werden, "wie wir mit den großen Herausforderungen von heute umgehen wollen, angefangen bei der Ukraine".

Aus der Erklärung ging nicht hervor, ob nach Melonis Vorstellungen die Ukraine an einem solchen Treffen teilnehmen soll. Die rechte Ministerpräsidentin gilt im Kreis der europäischen Regierungschefs als eine der wichtigsten Ansprechpartner:innen der neuen US-Regierung. Trump hatte sie mehrfach sehr gelobt. Meloni war in den vergangenen Wochen auch schon zwei Mal bei ihm zu Besuch.

Olaf Scholz

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat  den Friedenswillen der Ukraine betont und sich damit von Trump abgegrenzt. "Niemand will Frieden mehr als die Bürgerinnen und Bürger der Ukraine!", schrieb Scholz auf der Plattform X auf Deutsch und Englisch. "Deswegen suchen wir gemeinsam den Weg zu einem dauerhaften und gerechten Frieden." Angesichts von Trumps Drohung, die Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland im Stich zu lassen, betonte Scholz: "Auf Deutschland – und auf Europa – kann sich die Ukraine verlassen."

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Friedrich Merz

Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) hat der Ukraine allgemein die weitere Unterstützung Deutschlands zugesagt, nachdem US-Präsident Donald Trump mit dem Entzug der amerikanischen Hilfe gedroht hat. Merz wandte sich auf der Plattform X direkt an den ukrainischen Präsidenten: "Lieber Wolodymyr Selenskyj", schrieb er, "wir stehen der Ukraine in guten wie in schwierigen Zeiten zur Seite. Wir dürfen in diesem schrecklichen Krieg niemals Angreifer und Opfer verwechseln."

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Emmanuel Macron

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärt nach dem Streit im Weißen Haus, im Krieg sei Russland der Angreifer und das ukrainische Volk der Angegriffene. Es sei vor drei Jahren richtig gewesen, der Ukraine zu helfen und Russland mit Sanktionen zu belegen und dies weiter zu tun. Man müsse die respektieren, die von Anfang an gekämpft hätten.

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Ursula von der Leyen

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach dem Eklat bei dessen US-Besuch zugesichert, weiter an einem gerechten Frieden zu arbeiten. "Wir werden weiterhin mit Ihnen für einen gerechten und dauerhaften Frieden arbeiten", schrieb von der Leyen auf der Plattform X.

An Selenskyj gerichtet schrieb sie: "Sie sind nie allein." Zugleich sprach sie dem ukrainischen Präsidenten, dessen Land seit drei Jahren von Russland angegriffen wird, weiter Mut zu: "Seien Sie stark, seien Sie mutig, seien Sie furchtlos."

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Kaja Kallas

Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas schreibt auf dem Kurznachrichtendienst X nach dem Eklat im Weißen Haus: "Es wurde heute deutlich, dass die freie Welt einen neuen Anführer braucht." Die Europäer müssten diese Herausforderung annehmen. "Die Ukraine ist Europa. Wir stehen an der Seite der Ukraine." Man werde die Unterstützung für die Ukraine erhöhen, damit diese ihren Kampf gegen den Aggressor fortsetzen könne.

Donald Tusk

Polens Ministerpräsident Donald Tusk hat nach dem Eklat beim US-Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die Solidarität seines Landes mit Kiew versichert. "Liebe ukrainische Freunde, ihr seid nicht allein", schrieb Tusk auf der Plattform X.

Pedro Sanchez

Ähnlich äußerte sich auf X Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez: "Ukraine, Spanien steht an eurer Seite."

Jonas Gahr Støre

Auch die Nato-Mitglieder Schweden und Norwegen bekundeten Kiew ihre standfeste Solidarität. Man stehe der Ukraine in ihrem Kampf für einen gerechten und dauerhaften Frieden zur Seite, erklärte der norwegische Ministerpräsident Jonas Gahr Støre auf der Online-Plattform X.

Ulf Kristersson

Sein schwedischer Amtskollege Ulf Kristersson stellte fest, die Ukrainer kämpften nicht nur für ihre eigene Freiheit, sondern für die von ganz Europa.

Wolodymyr Selenskyj

Auch Selenskyj selbst hat sich nach dem Abbruch seines Treffens mit Trump geäußert und sich bedankt. "Danke Amerika, danke für die Unterstützung, danke für diesen Besuch, danke POTUS, Kongress und dem amerikanischen Volk", teilte Selenskyj auf der Plattform X mit. POTUS ist die Abkürzung für Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. "Die Ukraine braucht einen gerechten und dauerhaften Frieden, und genau daran arbeiten wir", sagte er.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Nachrichtenagentur Reuters
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:newstime vom 01. März 2025 | 16:35
Episode

:newstime vom 01. März 2025 | 16:35

  • 10:31 Min
  • Ab 12