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Ein Mensch starb bei dem Unglück

Nach Flugzeugabsturz in Litauen: Black Box der DHL-Maschine geborgen

  • Aktualisiert: 26.11.2024
  • 15:44 Uhr
  • dpa

Ein Flugzeug im Auftrag von DHL stürzt bei Vilnius neben einem Wohnhaus ab. Ein Spanier kam ums Leben. Auch ein Deutscher war an Bord.

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Inhalt

Nach dem Absturz eines aus Deutschland kommenden Frachtflugzeugs in Litauen geht die Suche nach der Unglücksursache weiter. Mit den Flugschreibern haben die Ermittler dabei ein möglicherweise entscheidendes Puzzlestück für ihre Untersuchungen gefunden.

Einen Tag nach dem Absturz der Swift-Air-Maschine, die im Auftrag von Postdienstleister DHL von Leipzig in die litauische Hauptstadt Vilnius unterwegs war, konnten der Flugdatenschreiber und der Stimmenrekorder aus dem Wrack geborgen werden. Als sogenannte Black Box könnten sie Aufschluss über die bisher unbekannte Unglücksursache geben, über die weiter spekuliert wird. Was genau geschah, bleibt trotz Fortschritten bei den Ermittlungen noch unklar.

Das Flugzeug war am frühen Montagmorgen (25. November) kurz vor der geplanten Landung in der Nähe des Flughafens der Hauptstadt in einem Wohngebiet auf den Boden geprallt und zerschellt. Dabei kam ein Besatzungsmitglied ums Leben.

Litauens Polizeichef Arunas Paulauskas ging davon aus, dass die Untersuchung der Unglücksstelle in zwei bis drei Tagen beendet sein könnte. Nach der Entfernung und Lagerung der Überreste der völlig zerstörten Maschine wird es nach Angaben des Leiters des Nationalen Krisenmanagementzentrums, Vilmantas Vitkauskas, darum gehen, die gesammelten Daten und Informationen "in Ruhe und konsequent" zu untersuchen, auszuwerten und zu vergleichen.

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Deutsche Ermittler:innen in Litauen

Die Einsatzkräfte wurden um 5:31 Uhr Ortszeit alarmiert. Insgesamt befanden sich vier Personen in dem Flugzeug. Bei dem Todesopfer handelt es sich um einen Insassen mit spanischer Nationalität, wie die Polizei bestätigte. Zu den anderen drei Besatzungsmitgliedern gehörten ein Litauer, ein Deutscher und ein weiterer Spanier. Zum gesundheitlichen Zustand der Verletzten machten die Behörden zunächst keine weiteren Angaben. Zum Alter der Insass:innen gebe es noch keine gesicherten Informationen, erklärte die Polizei laut litauischer Nachrichtenagentur Elta.

In die Untersuchungen einbezogen werden sollen auch ausländische Expert:innen. Aus Deutschland sind dazu nach litauischen Angaben bereits Ermittler:innen eingetroffen, zudem sollen Expert:innen aus Spanien und den USA die Suche nach der Unfallursache unterstützen - darunter auch vom Flugzeughersteller Boeing. Bei der Unglücksmaschine handelt es sich nach Angaben von Swift Air um eine Boeing 737-400. Deren Trümmer waren nach Angaben der Behörden nach dem Absturz mehrere Hundert Meter weit geschlittert und hatten dabei ein Wohnhaus beschädigt. Verletzt wurde dabei niemand.

Die Polizei appellierte an die Einwohner:innen von Vilnius, den Behörden alle Videos zur Verfügung zu stellen, die möglicherweise Informationen über das abgestürzte Flugzeug enthalten. Die Behörden erkundeten zudem das Gebiet des Flughafens und der Absturzstelle mit einer Drohne und befragten Augenzeug:innen des Vorfalls, der für viel Aufsehen und Unruhe gesorgt hat. Nach Angaben von Paulauskas zeigten die Umstände des Unglücks, dass der Vorfall vermutlich nicht durch einen äußeren Einfluss verursacht worden sei.

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Experte: Routinemäßige Kommunikation

Die Auswertung der Kommunikation zwischen dem Piloten und dem Tower deutet einem Bericht des litauischen Rundfunks zufolge nicht auf einen Notfall oder andere Unregelmäßigkeiten beim Landeanflug hin. In dem veröffentlichten Mitschnitt ist ein völlig ruhig und routinemäßig verlaufendes Gespräch zu vernehmen, wie ein vom Rundfunk befragter litauischer Luftfahrtexperte sagte.

"Ohne auf Details einzugehen, kann man sagen, dass die Piloten keine Gefahr und keine Probleme gemeldet haben. Es war eine routinemäßige Kommunikation, ein einfacher Sinkflug", sagte Vidas Kaupelis von der Universität Vilnius nach dem Anhören der Aufzeichnung.

Präsident besucht Unglücksstelle

Unterdessen besuchte Litauens Staatspräsident Gitanas Nauseda die Unglücksstelle. Gemeinsam mit dem deutschen Botschafter Cornelius Zimmermann und dessen spanischer Kollegin María Nieves Blanco Díaz machte sich das Staatsoberhaupt des baltischen EU-Landes ein Bild am Absturzort in der Nähe des Flughafens Vilnius und sprach auch mit Anwohner:innen.

Im Video: Russisches Flugzeug verletzt litauischen Luftraum

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Was führte zu dem Unglück?

Polizeichef Arunas Paulauskas sagte, die Beamt:innen hätten bereits mit einem der verletzten Besatzungsmitglieder im Krankenhaus gesprochen. Dieser habe bestätigte, dass an Bord des Flugzeugs nichts Ungewöhnliches passiert sei – es habe keinen Rauch, kein Feuer oder irgendetwas anderes gegeben. Zuvor hatte Paulauskas gesagt, die Besichtigung des Tatorts, die Beweisaufnahme und die Sammlung von Informationen und Objekten könne eine ganze Woche dauern. "Diese Antworten werden nicht so schnell kommen", sagte er auf einer Pressekonferenz.

Das Flugzeug habe versucht zu landen und die Landebahn nicht erreicht, schilderte Paulauskas. Der Absturz sei "höchstwahrscheinlich auf einen technischen Fehler oder ein menschliches Versagen zurückzuführen". Zugleich sagte er auf die Nachfrage, ob es sich auch um einen Terroranschlag gehandelt haben könnte, dass ein solches Szenario nicht auszuschließen sei. "Dies ist eine der Versionen des Absturzes, die untersucht und überprüft werden müssen. Es liegt noch viel Arbeit vor uns."

Der Chef des litauischen Nachrichtendienstes, Darius Jauniskis, sagte nach Angaben litauischer Medien: "Zum jetzigen Zeitpunkt ist es nach unserem Kenntnisstand wahrscheinlich zu früh, um den Vorfall mit irgendetwas in Verbindung zu bringen oder ihm irgendwelche Zuschreibungen zu geben."

Dem Postdienstleister DHL liegen bisher nach eigenen Angaben bisher keine Hinweise auf verdächtige Pakete an Bord der Maschine vor. "Zum jetzigen Zeitpunkt liegen uns keine Informationen vor, die auf etwas Ungewöhnliches oder Verdächtiges hindeuten", sagte Ausra Rutkauskiene, Vertriebs- und Marketingleiterin bei DHL Litauen.

Der Leiter des litauischen Rettungsdienstes, Renatas Pozela, sagte, dass das Frachtflugzeug wenige Kilometer vor dem Flughafen abgestürzt sei, mehrere hundert Meter weit schlitterte und seine Trümmer ein Wohnhaus erfassten. Das Haus habe zwei Etagen und vier Wohnungen. Drei Familien hätten darin gelebt. Alle zwölf Bewohner:innen seien in Sicherheit.

Deutsche Sicherheitsbehörden warnten

Ende August war bekannt geworden, dass deutsche Sicherheitsbehörden vor "unkonventionellen Brandsätzen" warnen, die von Unbekannten über Frachtdienstleister verschickt werden. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und das Bundeskriminalamt (BKA) verschickten seinerzeit einen entsprechenden Warnhinweis an Unternehmen aus der Luftfahrt- und Logistikbranche.

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Die Warnmeldung wurde in Sicherheitskreisen unter anderem mit einem Vorfall im DHL-Logistikzentrum Leipzig in Verbindung gebracht, das als weltweites Drehkreuz des Unternehmens fungiert. Dort soll im Juli ein aus dem Baltikum verschicktes Paket Feuer gefangen haben, das einen Brandsatz enthielt.

In der Warnmeldung von BfV und BKA kam das Wort Russland nicht vor. Dennoch wird in Sicherheitskreisen ein Zusammenhang mit den zunehmenden Fällen russischer Sabotage in Deutschland nicht ausgeschlossen.

Staatspräsident mahnt vor voreiligen Schlüssen

Litauens Staatspräsident Gitanas Nauseda rief dazu auf, von allzu großen Spekulationen über die Ursache für den Absturz abzusehen. Die Vermutung eines möglichen Sabotageakts dürfe nicht überbetont, aber auch nicht heruntergespielt werden. Gleichzeitig könne man eine solche Version nicht ausschließen, sagte Nauseda, der sich selbst auch bereits ein Bild von der Unglücksstelle gemacht hat. Nach seinen Angaben liegen bislang nicht ausreichend Informationen vor, um eine Unfallursache zu nennen.

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