Papier des Ministeriums
Umstellung für Millionen Kunden: Habeck plant Rückbau des Erdgas-Netzes
- Aktualisiert: 20.03.2024
- 10:44 Uhr
- Michael Reimers
Deutschland soll laut Klimaschutzgesetz bis 2045 klimaneutral werden. Das wirkt sich auch auf die künftige Erdgasversorgung und den Umfang des Verteilernetzes aus. Ein Papier des Wirtschaftsministeriums zeigt nun auf, wie sich der Erdgasnetz-Rückbau auf Millionen Kund:innen auswirkt.
Im Zuge des bis 2045 geplanten weitgehenden Ausstiegs aus fossilen Brennstoffen rechnet das Bundeswirtschaftsministerium mit einer Verkleinerung des bestehenden Gasverteilnetzes. "Bis dahin muss der Ausstieg aus fossilem Erdgas vollzogen worden sein, Gasverteilernetze für die bisherige Erdgasversorgung werden dann in der derzeitigen Form und Umfang nicht mehr benötigt werden", heißt es in einem 23-seitigen Ideenpapier, das das Ministerium vor Kurzem auf seiner Website veröffentlicht hat. Die "Bild"-Zeitung berichtete darüber.
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Habeck: Deutschland erreicht Klimaziele bis 2030
Deutschland soll laut Klimaschutzgesetz bis 2045 klimaneutral werden, also nicht mehr Treibhausgase ausstoßen als auch wieder gebunden werden können. Unter anderem müsse rechtzeitig geklärt werden, wie ein weiterer Ausbau zur Erdgasversorgung vermieden werden könne und "unter welchen Voraussetzungen bestehende Gasnetzanschlüsse getrennt und zurückgebaut werden dürfen", heißt es in dem Papier.
Gasverteilernetze dienten vorrangig der Versorgung mit Erdgas zur Wärmeerzeugung in Haushalten, von Industrieunternehmen und anderen Unternehmen sowie lokalen Kraftwerken, heißt es in dem Papier. "In welchem Umfang diese Gasverteilernetze nach dem Jahr 2045 noch benötigt werden, wird unter anderem davon abhängen, inwieweit sie zur Verteilung von Wasserstoff verwendet werden können und sollen." Dies sei durch teils aufwendige Veränderungen möglich. "Entsprechend ist davon auszugehen, dass die Länge der Gasverteilernetze von derzeit über 500.000 km stark zurückgehen wird."
Ministerium will "bezahlbare Energieversorgung der Endverbraucher" gewährleisten
Das Ministerium geht davon aus, dass viele Kund:innen künftig durch Wärmenetze versorgt werden oder strombetriebene Wärmepumpen nutzen werden. "Eine dezentrale Wasserstoffversorgung insbesondere von Heizkunden bzw. einzelnen Haushalten erscheint derzeit u. a. wegen der hohen Kosten des Wasserstoffs im Wärmesektor und vor allem wegen der voraussichtlich beschränkt verfügbaren Mengen wenig wahrscheinlich. Auch im Bereich von Gewerbe und Industrie wird der Verbrauch von Erdgas durch andere Energieträger zu ersetzen sein und es wird - soweit möglich - ebenfalls eine Elektrifizierung oder der Anschluss an ein Wärmenetz erfolgen." Entscheidend sei, dass während der Umstellung "eine kontinuierliche, bezahlbare Energieversorgung der Endverbraucher" gewährleistet bleibe. Falls Erdgasnetze stillgelegt würden, bräuchten angebundene Kunden einen hinreichenden Vorlauf.
Zwar werden die Ideen als "technologieoffen" dargelegt, dennoch müssen viele Mieter:innen und Eigentümer:innen deshalb ihre Gasheizungen aufgeben. Die FDP hatte darauf hingewiesen, dass moderne Gasheizungen, die für Wasserstoff geeignet sind, auch in Zukunft möglich sein sollten. FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler etwa sagte gegenüber der "Bild", dass die Herstellung von Wasserstoff kein Hexenwerk sei und daher ab Mitte der 30er Jahre relativ gut und günstig verfügbar sein werde. Pläne zur Stilllegung von Gasnetzen seien daher seiner Meinung nach nicht angebracht.
- Verwendete Quellen:
- Bundeswirtschaftsministerium: Green Paper Transformation Gas-/WasserstoffVerteilernetze
- Bild: "Habecks Plan für Millionen Gas-Kunden"