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Fachwelt begeistert

Sensations-Fund bei München: Kinder entdecken Knochen von Ur-Elefanten

  • Veröffentlicht: 16.04.2024
  • 08:35 Uhr
  • Lisa Apfel
Peter Kapustin, Museumsleiter des Urzeitmuseums, erklärt im Rathaus Taufkirchen an der Vils die Funde im Landkreis Erding.
Peter Kapustin, Museumsleiter des Urzeitmuseums, erklärt im Rathaus Taufkirchen an der Vils die Funde im Landkreis Erding.© Peter Kneffel/dpa

Ein Museumsleiter entdeckt mithilfe seiner Kinder einen wahren archäologischen Schatz: Im Landkreis Erding bei München fand die Familie die Überreste von Ur-Elefanten.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Expert:innen sind aus dem Häuschen: Im Landkreis Erding wurden verblüffend gut erhaltene Überreste von Ur-Elefanten entdeckt.

  • Peter Kapustin, Leiter und Gründer des Urzeitmuseums in Taufkirchen an der Vils, konnte diese nun vorstellen.

  • Seine Söhne hatten vor einem Jahr den ersten Knochen der Tiere entdeckt. Nach ihren Entdeckern wurden zwei der Elefanten auf die Namen "Little Consti" und "Big Alex" getauft.

Was für ein Fund für Peter Kapustin, dem Leiter und Gründer des Urzeitmuseums in Taufkirchen an der Vils: Mithilfe seiner Söhne entdeckte der Museumsleiter ungewöhnlich gut erhaltene Überreste von Ur-Elefanten.

Zustand der Überreste erstaunlich

Den Sensations-Fund stellte Kapustin am Montag (15. April) vor. Die Tiere, die vor über zehn Millionen Jahren lebten, waren von gigantischem Ausmaß: Allein der Oberarm wiegt schlappe 100 Kilogramm, ein Schulterblatt hat einen stolzen Durchmesser von fast einem Meter. Zudem konnten die Ur-Elefanten, die in diesem Fall der Gattung Deinotherium und der Art Deinotherium giganteum angehören, bis zu 13 Tonnen schwer werden und eine Größe von über vier Meter Schulterhöhe erreichen.

Expert:innen sind angesichts der Menge an Knochen und deren gut erhaltenem Zustand begeistert von Kapustins Fund.

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Jungen fanden ersten Knochen

Der Museumsleiter hat die Entdeckung zu einem großen Teil seinen neun und zehn Jahre alten Söhnen zu verdanken: Die beiden fanden vor einem Jahr bei der Fossiliensuche mit dem Vater an einem Fuchsbau den ersten Knochen.

Zuvor war Kapustin immer wieder in der Gegend unterwegs gewesen. 2004 war bei Langenpreising der Schädel eines Deinotheriums entdeckt worden. "20 Jahre lang bin ich immer wieder an die Stelle gepilgert und hab gedacht: Vielleicht kommt da noch irgendwas - leider war es immer ergebnislos." Bis zum Fund seiner Kinder am 13. April 2023.

Danach begann eine monatelange Suche mit ehrenamtlichen Helfer:innen, bei der auch Knochen einer Raubkatze und eines Ur-Nashorns zutage kamen. Ein Zahn des Nashorns steckt am Wirbelfortsatz eines Elefanten. Es sei nicht so, dass das Nashorn etwa den Elefanten gejagt habe, vielmehr seien vermutlich die Knochen der Tiere - auch der Katze - in dem damaligen Flusslauf zusammengespült worden. "Solche kleinen Säugetierfunde sprechen für eine sehr schnelle Einbettung in die Flusssedimente", erläuterte der Geologe Alexander Benn. Andernfalls wären die Knochen nicht erhalten geblieben.

Die beiden Mitentdecker Constantin (l.) und Alexander Kapustin.
Die beiden Mitentdecker Constantin (l.) und Alexander Kapustin.© Peter Kneffel/dpa

Experte: "Glücksfall für die Wissenschaft"

Mittlerweile liegen rund 120 Knochen vor. Darunter sind Schädel und Stoßzähne eines Jungtieres, das zu 70 Prozent erhalten ist. Das sei "spektakulär", sagt Gertrud Rößner, Oberkonservatorin für fossile Säugetiere an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie, die in die Bewertung des Fundes eingebunden war. "Dass diese Ur-Elefanten hier lebten, wissen wir. Aber relativ vollständige Skelette sind selten."

Für die Deinotherien als größte Landsäugetiere Europas sei es die größte Fundstelle, die je entdeckt wurde, sagte der geologische Präparator Nils Knötschke. Er sprach von einem Glücksfall für die Wissenschaft. Das zweite gut erhaltene Tier war bereits größer und älter, jedoch noch nicht ausgewachsen, sodass daran auch die Entwicklung der Tiere sichtbar werde. Von dem dritten Tier wurde ein riesiger Oberschenkelknochen gefunden. Nach ihren Findern, Kapustins Söhnen, erhielten die beiden besser erhaltenen Tiere die vorläufigen Namen "Little Consti" und "Big Alex".

Um den Zerfall der rissigen und fragilen Knochen zu verhindern, sei "literweise Sekundenkleber" verwendet worden, berichtet Knötschke. "Wir mussten ein bisschen trickreich die Bergung vorbereiten. Wir wollten nichts zerstören." Danach seien die Knochen in einem Gipsmantel geborgen worden.

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Das ist über die Ur-Elefanten in Bayern bekannt

Warum die Knochen der Ur-Elefanten alle an einer Stelle gefunden wurden, ist offen. Dass sie wie heutige Elefanten zum Sterben einen bestimmten Ort aufsuchten und es sich somit um einen urzeitlichen "Elefanten-Friedhof" handelte, wäre möglich, sagt die Oberkonservatorin Rößner, "aber sicher ist das nicht zu beantworten".

Aus Bayern sind relativ viele Überreste von Ur-Elefanten bekannt, davon rund fünf Teilskelette, zu denen auch die der Erdinger Funde zählen. Herausragend ist ein 1971 in der Nähe von Mühldorf am Inn entdecktes, mit knapp 200 Knochen fast vollständiges Gomphotherium, dessen Replik in der Bayerischen Staatssammlung ausgestellt ist.

Bayern war allerdings nicht speziell ein "Elefantenland". Im Gebiet des heutigen südlichen Freistaats haben sich Überreste der Ur-Elefanten aufgrund der günstigen geologischen Situation im Molassebecken nördlich der Alpen vergleichsweise gut und nah an der Oberfläche erhalten.

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War Bayern ein "Elefantenland"?

Vor etwa 18 bis etwa 2,5 Millionen Jahren lebten im heutigen Europa zahlreiche Ur-Elefanten. Der Artenreichtum sei weit größer gewesen als bei heutigen Elefanten. "Rüsseltiere waren bis in die Eiszeit sehr vielfältig und nahezu weltweit verbreitet", sagt Rößner.

Die Ursache für ihr Aussterben dürfte an den klimatischen und damit verbundenen ökologischen Veränderungen liegen. Bis vor 14 Millionen Jahren habe es keinen Frost gegeben, damals lebten hierzulande auch Krokodile und Riesenschildkröten. "Dann ist es sukzessive kühler und trockener geworden", so Rößner. Die letzte Rüsseltiergattung hierzulande waren bis vor etwa 14.000 Jahren die Wollhaarmammuts.

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  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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