KOLUMNE
Waldbrände auf Rhodos - Trotz Katastrophe Grund zum Optimismus
- Veröffentlicht: 03.08.2023
- 17:16 Uhr
- Adrian Kriesch
Tagelang loderten auf Rhodos Waldbrände, tausende Touristen wurden evakuiert. Die Feuer sind mittlerweile gelöscht, aber nach der Umwelt-Katastrophe droht nun die Tourismus-Katastrophe. Die Griechen verdienen unsere Unterstützung, sagt :newstime-Reporter Adrian Kriesch.
Eine Fahrt durch das südliche Rhodos fühlt sich im Moment an wie ein Mond-Besuch. Schwarzer Boden, verkohlte Bäume. Wundervolle Wälder, die jahrzehntelang wuchsen: binnen Tagen einfach abgefackelt.
Noch immer gibt es unter den Bewohnern viel Wut: Wie konnte es so weit kommen? Warum wurde nicht viel schneller Hilfe geschickt, bevor alles außer Kontrolle geriet? "Wir sind auf uns allein gestellt", sagte uns ein freiwilliger Helfer, als die Flammen noch unkontrolliert loderten. "Der Regierung sind wir doch egal!" Die Wut war verständlich: Immer wieder sahen wir Gruppen freiwilliger Helfer, die mit bloßen Händen irgendwie versuchten, die Flammen zu stoppen. Sie fällten Bäume, organisierten Wassertanks, brachten Lebensmittel und Getränke für die Feuerwehrleute. Die aber waren an vielen Brandherden gar nicht vor Ort, schlicht überfordert wegen den vielen Brandherden. Erst als erste Touristen evakuiert wurden, wurde mehr Hilfe geschickt: Plötzlich rauschten etliche Löschflugzeuge über die Köpfe der freiwilligen Helfer, die dann sagten: Wäre diese Hilfe eher gekommen, die Katastrophe hätte verhindert werden können.
Doch zu spät: Mehr als 135.000 Hektar Wald sind verbrannt. Waldbrände und Hitzewellen sind die Menschen in Griechenland gewöhnt - aber die Intensität und Dauer, sagen Klimaforscher, habe sich in den letzten Jahren verstärkt. Und neben der Umwelt-Katastrophe droht nun eine Tourismus-Katastrophe - obwohl weite Teile der Insel überhaupt nicht vom Feuer betroffen waren. Die Bilder der flüchtenden Touristen bleiben, mitten in der Hochsaison kam es zu Massenstornierungen. "Der Wald ist zerstört, das ist ein Drama", sagt ein Hotelbesitzer. "Aber wenn jetzt keine Touristen mehr kommen, haben wir auch kein Geld den Wald wieder aufzubauen. 95 Prozent der Menschen hier leben vom Tourismus."
Im Video: Starke Winde peitschen erneut Feuer auf Rhodos an
Starke Winde peitschen erneut Feuer auf Rhodos an
Griechenlands Regierung hat angekündigt, evakuierte Touristen mit einem Gratis-Urlaub zu entschädigen. Und es ist nicht verwunderlich, dass man in diesen Tagen aus Rhodos immer wieder eine Nachricht hört: Bitte storniert nicht, bucht euren Urlaub hier! So könnt ihr uns am besten helfen. Und die Menschen auf der wunderschönen Insel hätten genau das verdient, nach einer wahnsinnigen Gemeinschaftsleistung, um die Feuer unter Kontrolle zu bringen – ohne das auch nur ein Mensch dabei ums Leben gekommen ist. Rhodos ist enger zusammengerückt - das hat unsere Anerkennung und Unterstützung verdient.