Wer muss Nachladen?
Wintertest auf der Autobahn: ADAC enthüllt Reichweitenkönig unter den E-Autos
- Veröffentlicht: 30.01.2025
- 16:25 Uhr
- Benedikt Rammer
Elektroautos stehen im Winter vor besonderen Herausforderungen. Der ADAC hat getestet, welches Modell die Strecke von München nach Berlin ohne Nachladen schafft. Der Mercedes EQS hat sich dabei als Reichweitenkönig erwiesen.
Das Wichtigste in Kürze
Der ADAC hat getestet, welches E-Auto im Winter die beste Reichweite hat.
Der Mercedes EQS schaffte als einziges Modell die Teststrecke ohne Ladestopp.
Im Test fällt generell auf: Es gibt deutliche Unterschiede zwischen realem Verbrauch und den Herstellerangaben.
Für Elektroautos sind winterliche Bedingungen auf der Autobahn nicht immer eine leichte Aufgabe. Der ADAC hat bei einer simulierten Fahrt von München nach Berlin getestet, wie sich diese Bedingungen auf die Reichweite der Fahrzeuge auswirken. Insgesamt 25 Modelle, darunter bekannte Marken wie Audi, Porsche und Tesla, wurden auf den Prüfstand gestellt. Die Autos mussten bei eisigen Temperaturen und einer Geschwindigkeit von bis zu 130 km/h ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Das Ergebnis zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Modellen – und der Testsieger hat seinen Preis.
Mercedes EQS überzeugt im Test des ADAC
Die Nase vorn im ADAC-Test hat der Mercedes-Benz EQS 450+, der die 582 Testkilometer sogar ohne Ladestopp schaffte – es blieben am Ende noch 18 Kilometer übrig. Zudem punktet er mit dem geringsten Verbrauch (20,4 kWh/100 km) und hoher Nachladeleistung. Energie für 304 km nachzuladen war in den vorgegebenen 20 Minuten möglich. Der EQS für 109.550 Euro wurde mit "sehr gut" bewertet.
Auch die zwei nachfolgenden Modelle auf dem Siegertreppchen zeigten "starke Leistungen" und belegen die Plätze zwei und drei. So bekam der Porsche Taycan Performancebatterie Plus für 107.225 Euro ebenfalls ein "Sehr gut". Er kam auf eine Reichweite von 504 km und fasste im 20-minütigen Nachladen sogar Energie für 370 km nach.
Dahinter folgt der Lucid Air Grand Touring AWD mit "gut" für 129.900 Euro. Er kam 518 Kilometer weit und zapfte in 20 Minuten Power für weitere 255 km. Doch das sind extrem teure Luxusautos und für viele nicht erschwinglich. Etwas günstiger immerhin sind Autos wie der VW ID.7 Pro S für 58.895 Euro («gut»). Er schaffte 436 km und lädt für 261 km binnen 20 Minuten nach.
Das Tesla Model 3 MR RWD ("gut") für 44.900 Euro kam 423 km weit und lädt in 20 Minuten für 207 weitere. Beide seien also gute Alternativen, so die Tester. Sie böten eine gute Reichweite bei niedrigem Verbrauch und könnten auch bei tiefen Temperaturen auf der Langstrecke überzeugen. Noch zwei weitere Modelle werden "gut" bewertet.
Herstellerangaben entsprechen nicht der Realität
Die hinteren Plätze belegen E-Autos, die um rund 40 bis 50 Prozent höheren Verbrauch im Vergleich zum Testsieger sowie längere Ladezeiten aufweisen. Das schränkt hier die Langstreckentauglichkeit im Winter ein, obgleich sie mit Preisen zwischen rund 46.000 und 57.000 Euro keine Schnäppchen sind. Sie schneiden aber wie insgesamt neun Modelle mit "ausreichend" ab. Ebenso viele Modelle bewertet der Club mit "befriedigend".
Der Test offenbarte deutliche Diskrepanzen zwischen den Herstellerangaben und der realen Reichweite unter winterlichen Bedingungen. Bei 18 Modellen lag der Energieverbrauch um 50 Prozent über den Prospektangaben. Leichte Diskrepanzen sich hier nicht ungewöhnlich, die Unterschiede waren "teilweise allerdings gravierend", so der ADAC. Besonders enttäuschend waren die Ergebnisse für den Volvo EC40 und den Ford Capri, deren Verbrauch um mehr als 80 Prozent höher war als erwartet.
Das Fazit des Clubs: Der Test zeige, dass die E-Mobilität auch bei winterlichen Temperaturen und langen Strecken alltagstauglich ist. Dennoch gebe es große Unterschiede, die für Verbraucher bei der Wahl des richtigen Fahrzeugs entscheidend sein können.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa