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München

Wirecard-Prozess: Es geht um drei Milliarden Euro

  • Aktualisiert: 08.12.2022
  • 17:45 Uhr
  • Anne Funk

100 Tage lang soll beim Prozess in München verhandelt werden, wer die Schuld am Wirecard-Skandal trägt. Im Fokus: Ex-Vorstandschef Markus Braun. Dass es kriminelle Machenschaften im einstigen Dax-Konzern gab, gilt allerdings bereits als erwiesen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • In München hat der Prozess gegen die Chefetage des Wirecard-Konzerns bekommen.

  • Drei Angeklagte müssen sich vor Gericht verantworten, darunter der ehemalige Vorstandschef Markus Braun.

  • Wirecard musste 2020 Insolvenz anmelden, nachdem der Vorstand Scheinbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt hatte.

Es ist einer der größten Betrugsfälle in der deutschen Kriminalgeschichte seit 1945: In München hat am Donnerstag (8. Dezember) der Strafprozess gegen die Chefetage des ehemaligen Dax-Konzerns Wirecard begonnen. Wegen des großen Zuschauer- und Medienandrangs begann der Prozess mit einer Dreiviertelstunde Verspätung. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Nicht nur geht es mit drei Milliarden Euro um die höchste Summe, die je durch einen Betrug ergaunert wurde, sondern es steht auch erstmals ein Vorstandschef eines Dax-Konzerns im Verdacht, mit weiteren Führungskräften eine Betrügerbande gebildet zu haben.

Markus Braun und seinen beiden Mitangeklagten wird von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, eine kriminelle Bande gebildet zu haben. Obendrein sollen sie Konzernbilanzen gefälscht und Kreditgeber um 3,1 Milliarden Euro geprellt haben. Wie die "Tagesschau" die Staatsanwaltschaft zitiert, sollen die drei Angeklagten Wirecard damals in der Öffentlichkeit als "rasant wachsendes, überaus erfolgreiches FinTech-Unternehmen" dargestellt haben. 

Braun: Vom Guru zum Betrüger?

Im Sommer 2020 war der Dax-Konzern Wirecard zusammengebrochen und hatte Insolvenz angemeldet, nachdem der Vorstand Scheinbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt hatte. Bis heute gibt es keine Spur von dem Geld. Auf philippinischen  Treuhandkonten sollen jene 1,9 Milliarden Euro verwahrt worden sein, um Online-Kartenzahlungen von Drittanbietern finanziell abzusichern. Da diese Drittpartner aber wohl nie vorhanden waren, soll es auch die 1,9 Milliarden Euro nicht gegeben haben, vermutet der Insolvenzverwalter Michael Jaffé.

Durch die aufgrund der Insolvenz nun wertlosen Aktien des Unternehmens verloren zahlreiche Privatanleger:innen zum Teil hohe Summen. Braun selbst, den viele Kleinaktionäre als visionären Technologieguru verehrten, wurde ebenfalls finanziell ruiniert, war er doch als größter Wirecard-Aktionär zum Milliardär geworden.

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Verhandlung im unterirdischen Hochsicherheitstrakt

Der Prozess ist für 100 Tage bis ins Jahr 2024 angesetzt, verhandelt wird in einem unterirdischen Hochsicherheitstrakt neben dem größten Gefängnis Bayerns, der JVA Stadelheim. Es wird erwartet, dass die Angeklagten sich widersprechende Aussagen machen werden. So weist Ex-Vorstandschef Markus Braun die Vorwürfe zurück. Der mitangeklagte frühere Leiter der Wirecard-Tochtergesellschaft in Dubai, Oliver Bellenhaus, wird der Staatanwalt als Kronzeuge dienen. Der frühere Chefbuchhalter des Konzerns ist ebenfalls angeklagt, er wird die Aussage vermutlich verweigern. 

Drei Angeklagte stehen vor Gericht - eine Schlüsselfigur in der Wirecard-Affäre fehlt allerdings: Jan Marsalek. Der einstige Vertriebsvorstand floh im Sommer 2020 aus Deutschland. Sein Aufenthaltsort ist derzeit nicht bekannt, er wird aber in Russland vermutet. Marsalek unterstand im Konzern das Drittpartnergeschäft und er war für die Region in Asien zuständig, wo sich wohl die zentralen kriminellen Vorgänge abgespielt hätten. Es wird also wohl schwer, die entscheidenden Fragen im Wirecard-Skandal zu klären, solange Marsalek für die Behörden nicht greifbar ist.

Gericht muss klären, wer die Verantwortung trägt

Dass es kriminelle Machenschaften bei Wirecard gab, ist nicht der strittige Punkt bei der Verhandlung. Tatsächlich geht es nur darum, wer dafür die Verantwortung trägt. Die vierte Strafkammer des Münchner Landgerichts muss nun klären, ob Markus Braun Täter oder Opfer war.

Der Ex-Vorstandschef erklärte in einer von seinen Verteidigern veröffentlichten Stellungnahme, die verschwundenen Milliarden seien unter anderem vom mitangeklagten Geschäftsführer in Dubai veruntreut und auf die Seite geschafft worden. Zur Eröffnung des Verfahrens bestätigte der 53-Jährige lediglich seine Personalien. "Absolut richtig", antwortete der seit zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft sitzende Manager auf die Frage, ob er in Bayerns größtem Gefängnis untergebracht sei. Zu den Vorwürfen soll Braun in der kommenden Woche aussagen.

Verwendete Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
  • Tagesschau: "Darum geht es im Wirecard-Prozess"
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