Comedian Bülent Ceylan kann auch Rockstar

Dass der in Mannheim lebende Comedian Bülent Ceylan musikalisch die härtere Gangart bevorzugt, wissen alle, die ihn schon mal live oder im Fernsehen gesehen haben. Der Comedian sieht auf der Bühne gerne aus, als wolle er sich gerade frisch geduscht auf den Weg zum Wacken Open Air machen, um dort drei Tage lang im Matsch durchzubangen. Auch das Musikmagazin "Metal Hammer" berichtet hin und wieder über den "halbetürkten" (O-Ton Ceylan) Metal-Fan und führt seine Tourdaten auf der Website. Nun schlüpft Bülent Ceylan wieder in die Rolle des Sängers und Musikers – was er 2014 auf dem Mini-Album "Nichts Besonderes" zum ersten Mal tat. Anfang März kommt mit "Ich liebe Menschen" ein komplettes Album, produziert und mitgeschrieben von Produzenten-Größen wie Michael Herberger und Henning Verlage. Zwölf Songs, die zwar oft witzig, aber mindestens ebenso oft auch erstaunlich politisch geraten sind.

"Ich wollte zwar Songs mit einem gewissen Augenzwinkern machen, auf dem Album sollten aber auch Lieder mit einer echten Botschaft ihren Raum finden", erzählt Bülent Ceylan im Vorfeld. Eine Aussage, die schon mal perfekt zum Titelsong passt. In unserem heutigen politischen Klima, in dem viele mit Hass und Ausgrenzung auf Stimmenfang gehen, singt er: "Ich liebe Menschen / Ich weiß, dass sie es kaum verdienen." Denn: "Sie sind im Grunde noch wie Affen, und auf dem Weg sich abzuschaffen." Aber gerade dann findet Ceylan in den nächsten Zeilen Gründe, warum man sie eben doch lieben kann – und sei es nur, weil sie gerne Katzenvideos schauen, und deshalb nicht dich Schlechtesten sein können.

In die gleiche Kerbe schlägt "Anders Gleich", für das er Peter Maffay als Co-Sänger gewinnen konnte. Ein Anti-Rassismus-Song, den wir dieser Tage gut gebrauchen können. "Wir alle sind Menschen und sind gleich – egal, welche Hautfarbe, welche Nationalität oder welches Aussehen wir haben", erklärt Ceylan, dem es in der Zusammenarbeit mit Peter Maffay wichtig war, einen Song zu machen, in dem es um Menschen, Menschlichkeit und Respekt geht. "Lieder gegen Nazis" gibt es auch auf dem Album – eines davon heißt sogar exakt so.

Auch die Single "Yallah Hopp" lässt sich politisch lesen – und zwar im Sinne einer Empowerment-Hymne, die uns alle dazu bringen soll, den Hintern hochzukriegen. Frei nach dem Motto: "Nicht motzen, Dinge ändern!" Dass ihm der Slogan wichtig ist, sieht man nicht nur daran, dass "Yallah Hopp" eine Single ist, sondern auch der Titel seines neuen Comedy-Programms.

Raum für andere Facetten gibt es dennoch auf dem Album: "Wenn Metaller traurig sind" könnte eine rührende Ballade sein – und im Chorus ist das Lied das auch – davor gibt’s aber ordentliches Riff-Geballer, das an Bands wie Fear Factory oder Machine Head erinnert. Gerade in der Kombination ist das ein echter Hit. Und wir wissen jetzt alle: "Wenn Metaller traurig sind, dann diskutieren sie ihre Feelings, polieren gemeinsam ihre Piercings, mit Gurkenmaske im Gesicht."

Kämpferisch wir des noch einmal bei "Brüder" – eines der Highlights dieser starken Platte, bei dem Saltatio Mortis an Bord ist. Für Ceylan war die Zusammenarbeit mit der erfolgreichen Mittelalter-Metal-Band "echt mega geil", wie er erzählt. "Wir kämpfen für Gerechtigkeit, Brüderschaft, Nächstenliebe und gegen Rassismus, haben also eine ähnliche Lebenseinstellung – das war wirklich super." Ein Fazit, das seine alten und neue Fans teilen werden, wenn sie "Ich liebe Menschen" in Gänze hören können.