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Wulstig-vernarbte Gesichter

Ausbreitung von "Zombie-Lachse" in Island: Bevölkerung ist beunruhigt

  • Aktualisiert: 25.04.2024
  • 17:17 Uhr
  • Clarissa Yigit

Das Foto von einem "Zombie-Lachs" in Island hat die Bevölkerung aufgeschreckt und sorgt auch im Netz für Beunruhigung. Allein im vergangenen Jahr mussten rund eine Million solcher Lachse - teilweise bereits tot - aus dem Meer geholt werden.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Foto eines kranken Lachses aus Island bestürzt die Einwohner:innen.

  • Zwei Drittel der Bewohner:innen sind inzwischen gegen die Lachszucht.

  • Sie sehen eine Gefahr für das Ökosystem und die Wildlachse.

Inhalt

In Island tobt zurzeit ein erbitterter Kampf um den Lachs. In Fischfarmen vor der Küste werden die Tiere gezüchtet und in überfüllten Netzenkäfigen gehalten. Viele Tiere seien zerfetzt und zerfressen von Seeläusen und Bakterien und sehen dabei mit ihrem wulstig-vernarbten Gesicht wie "Zombie-Lachse" aus, berichtet der "Spiegel" und beruft sich auf eine Beschreibung der Aktivistin Veiga Grétarsdóttir, die ein Foto von solch einem Tier aus dem Arnarfjörður in Island veröffentlicht hat.

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Eine Million Zombie-Lachse getötet

Rund eine Million solcher Zombie-Lachse haben im Jahr 2023 Arbeiter:innen innerhalb weniger Tage aus dem Meer vor Island herausgeholt - größtenteils bereits tot oder dem Tode nahe.

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Außerdem kommt es immer wieder vor, dass einige Fische aus ihren Netzen entwischen und dann ins offenen Meer - und dabei in die Reviere der wilden Lachse - schwimmen. Dies werde dann zur Gefahr für das Ökosystem.

So seien im Oktober 2022 circa 81.000 Fische aus einem einzigen Netz von Arnarlax verschwunden und in die Wildnis gelangt. Im August des darauffolgenden Jahres entflohen bei Arctic Fish 3.500 - teils geschlechtsreife - Tiere und siedelten sich in Flüsse auf der gesamten Insel an. Im Herbst 2023 gab es laut Expert:innen im Ísafjörður bereits mehr Zuchttiere als wilde Lachse.

Zudem werden die Zuchtfische immer noch öfter krank als die in der Wildnis lebenden Tiere - obwohl diese geimpft sind. Grund hierfür ist die Beengtheit in den Netzen. So hielten sich in einem Netz von etwa 35 Metern Durchmesser bis zu 120.000 Lachse auf, ergänzt der "Merkur". Diese leben dort für etwa zwei Jahre. Bakterien, Viren und Parasiten wie die Lachslaus hätten somit leichtes Spiel, sich von den Tieren zu ernähren sowie ihnen massiv zu schaden.

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So machte sich beispielsweise ein starker Seelaus-Befall im Oktober 2023 breit und rund eine Million Tiere von Arnarlax mussten von einem norwegischen Spezialschiff abgesaugt und getötet werden.

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Isländer:innen gegen Fischzucht

Das beunruhigt auch die Bewohner:innen von Island. Rund zwei Drittel der Menschen dort sprechen sich bereits gegen eine Fischzucht vor der Küste aus. Sie befürchten, dass "degenerierte, kranke und verfettete Zuchttiere das isländische Ökosystem nachhaltig stören könnten und den heimischen Wildlachs verdrängen und verschwinden lassen".

So habe man "vielleicht noch zehn Jahre, um den wilden Lachs zu retten", betont der ehemalige Journalist und Umweltschützer Jón Kaldal, der mittlerweile für den "Icelandic Wildlife Fund" arbeitet. Die gezüchteten Lachse hingegen erscheinen dem Tierschützer als hilflose Kreaturen, die dazu verdammt seien, ewig im Kreis zu schwimmen und schnell schlachtreif zu werden.

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:newstime

In der Zeit von 2014 bis 2021 sei zudem die marine Aquakultur auf Island von 4.000 Tonnen auf 45.000 Tonnen gesteigert worden, so der "Merkur". Davon fielen 99 Prozent auf Lachs. Die weltweite Produktion könnte im laufenden Jahr zudem erstmals die Drei-Millionen-Tonnen-Marke überschreiten. Zudem wollen die großen Lachszüchter expandieren und bis zum Jahr 2030 die Menge verdoppeln.

Lachsproduktion könnte Drei-Millionen-Tonnen-Marke überschreiten

Bjørn Hembre, Geschäftsführer von Arnarlax, erklärt, dass die globale Lachsnachfrage jährlich bereits doppelt so schnell steige wie das Angebot. So stammten heute bereits 70 Prozent aus Aquakulturen. Nur wenige Großkonzerne kontrollieren das Geschäft an den norwegischen Fjorden. Die Gründer allerdings zählen heute zu den reichsten Menschen des Landes.

"Wir fischen die Meere leer, um Lachse zu füttern", kritisiert hingegen Veiga Grétarsdóttir. So könne es nicht richtig sein, einen Raubfisch wie den Lachs als Massenprodukt zu züchten.

Auch der Aufsichtsratschef der größten Fischfabrik Islands, Kristjan Davidsson, kritisiert die bisherige Lachszucht und schlägt hingegen ein Ampelsystem - wie es Norwegen bereits hat - vor. Dieses regele die Population des Lachses: Gehe es dem Wildlachs gut, darf mehr gezüchtet werden. Ist er in Gefahr, sinke die Quote. Zudem werde der Bestand der letzten sieben Jahre mit berücksichtigt. Solch ein ähnliches System werde nun auch in Reykjavík diskutiert.

  • Verwendete Quellen:
  • Merkur: "Invasion der Zombielachse – jetzt folgt Warnung vor degenerierten Fischen"
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