Größer als die gesamte Nordsee
Kontinent unter Island gefunden - er könnte die Geologie der Erde stark verändern
- Aktualisiert: 21.03.2024
- 16:43 Uhr
- Stefan Kendzia
Icelandia: Was sich wie ein Titel eines Disney-Films anhört, könnte eine bahnbrechende Entdeckung sein. Wissenschaftler:innen wollen Reste eines alten, versunkenen Mikro-Kontinents gefunden haben, der unter Island liegen soll. Dessen Ausläufer sollen einst von Grönland bis an den Westrand Europas gereicht haben.
Englische Wissenschaftler:innen sind davon überzeugt, dass sich unter Island ein Mikro-Kontinent namens Icelandia befinden soll. Indizien sieht das Geolog:innenteam unter anderem in der geringen Meerestiefe in diesem Gebiet.
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Ein versunkener Kontinent - direkt vor unserer geologischen Haustür
Die Erde steckt nach wie vor voller Überraschungen. Immer wieder sorgen spektakuläre Funde dafür, dass die Geschichte unseres Planeten angepasst werden muss. Ein britisches Forschungsteam um Gillian Foulger von der Durham University will einen versunkenen Kontinent gefunden haben. Und zwar einen, der laut "Scinexx" sogar direkt vor unserer geologischen Haustür liegen soll: Icelandia. Der Mikro-Kontinent soll sich von Grönland bis nach Nordeuropa erstrecken.
"Der Kern von Icelandia ist ein 450.000 Quadratkilometer großes Gebiet, das von der Ostküste Grönlands über Island bis zum kontinentalen Färöer-Plateau reicht", erklären Foulger und ihr Team. Dazu kommt der sogenannte Jan-Mayen-Komplex, ein 150.000 Quadratkilometer großer Krustenbereich, der vom Nordosten Islands nach Norden reicht. Zusammen ergibt sich damit für Icelandia eine Fläche von 600.000 Quadratkilometern. Eine Fläche, rund dreimal so groß wie Großbritannien oder etwas größer als die gesamte Nordsee.
Ein wichtiges Indiz für die Existenz Icelandias: Die geringe Meerestiefe
Woran machen die Wissenschaftler:innen fest, dass es sich bei Icelandia um einen versunkenen Kontinent handeln soll? Dazu gibt es eine relativ simple Erklärung: unter anderem die geringe Meerestiefe rund um dieses Gebiet. Während der Nordatlantik in den meisten Bereichen mehr als 2.000 Meter tief ist, liegt der Meeresgrund im Gebiet von Icelandia nur in 500 bis 600 Metern Tiefe.
Weiteres Indiz: Die Erdkruste unter Island und seiner Umgebung soll ungewöhnlich dick sein. "Die Kruste unter Island ist mehr als 40 Kilometer dick - fast siebenmal dicker als für ozeanische Kruste typisch", erklärt Foulger. Außerdem soll diese Kruste 15 bis 25 Kilometer unter Island besonders leitfähig sein: "Solche hochleitfähigen Schichten sind unter Kontinenten gängig und könnten auf das Vorhandensein kontinentaler Kruste hindeuten.“ Nach Ansicht von Foulger und Kolleg:innen liefern viele neue Daten Indizien dafür, dass die Kruste unter Island und seiner marinen Umgebung zumindest in Teilen kontinentalen Ursprungs ist.
Das Forschungsteam plant gemeinsam mit Kolleg:innen aus der ganzen Welt Studien und Messungen, um die Existenz von Icelandia überprüfen zu können. Dazu sollen weitere Studien zur elektrischen Leitfähigkeit vorgenommen werden wie auch die Suche nach Zirkonkristallen aus den Tiefen der Kruste. Wie die Geolog:innen hoffen, sollen in diesen Kristallen Einschlüsse gefunden werden, die wiederum auf mineralische Spuren der Kruste schließen lassen. "Es gibt noch einiges zu tun, um die Existenz von Icelandia zu beweisen, aber gleichzeitig eröffnet uns dies eine ganz neue Sicht auf die Geologie unserer Erde", so Foulger.
- Verwendete Quellen:
- Scinexx: "Versunkener Kontinent unter Island?"
- Durham University: "Icelandia – Is Iceland the tip of a vast, sunken continent?"