Alternative zur G7?
Brics-Gipfel in Südafrika: Diese Ziele verfolgen die einzelnen Mitglieder
- Veröffentlicht: 22.08.2023
- 16:38 Uhr
- Anne Funk
Ein Gegengewicht zur wirtschaftlichen Dominanz des Westens wollen die Brics-Staaten mit einer Erweiterung ihrer Gruppe erreichen. Doch jedes einzelne Mitglied verfolgt seine eigene Agenda.
Das Wichtigste in Kürze
Ab Dienstag treffen sich die Brics-Länder in Südafrika.
Wladimir Putin wird nicht persönlich anwesend sein.
Ziel des Treffens ist vor allem eine Erweiterung des Staatenbundes.
Zum 15. Mal trifft sich die Allianz für aufstrebende Volkswirtschaften Brics ab Dienstag (22. August) zu ihrem Gipfel, in Südafrikas Wirtschaftsmetropole Johannesburg kommen zahlreiche Ländervertreter zusammen. Bis Donnerstag (24. August) soll das Spitzentreffen dauern, bei dem im Vordergrund die Erweiterung des Staatenbundes steht. Die aktuell aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika bestehende Gruppe will nun zu "Brics plus" werden und neue Mitglieder aufnehmen.
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Putin befürchtet Festnahme
Von vier der fünf Mitgliedsländer werden die Präsidenten persönlich anwesend sein: Chinas Präsident Xi Jinping, Brasiliens Luiz Inácio Lula da Silva, Südafrikas Cyril Ramaphosa und Indiens Premierminister Narendra Modi. Wladimir Putin wird sich nur per Video zuschalten. Anzureisen kann sich der Kreml-Chef nicht leisten: Er muss befürchten, wegen des Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag, der gegen ihn wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen während der russischen Invasion in der Ukraine ausgesprochen wurde, festgenommen zu werden.
Über 30 weitere Staaten haben ihre Teilnahme an dem Gipfel bereits bestätigt, auch 67 hochrangige Politiker:innen aus Afrika und dem globalen Süden sind eingeladen sowie 20 Vertreter:innen unter anderem der Vereinten Nationen, der Afrikanischen Union sowie regionaler Wirtschaftsgemeinschaften Afrikas.
Ziele des Brics-Gipfels
Mit der Erweiterung der Gruppe wolle man Alternativen zu den aktuellen globalen Machtverhältnissen finden, so die südafrikanische Außenministerin Naledi Pandor. Nichts Geringeres als ein Gegengewicht zur wirtschaftlichen Dominanz des Westens also. Trotz des Zusammenschlusses verfolgt jedoch jedes einzelne Land eine eigene Agenda.
Brasilien
Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva unterstützt vor allem den Eintritt von Staaten wie Argentinien, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Damit solle "Brics plus" ein Gegengewicht zur Gruppe der G7 bilden. Die G7 dürfe es Lulas Ansicht nach nicht geben, da ihre Form, über Geopolitik zu sprechen, überholt sei. Immer wieder kritisiert der brasilianische Präsident internationale Strukturen und Institutionen wie den Internationalen Währungsfonds (IWF). Dieser würde oft helfen, "Länder zu versenken". Argentinien, Nachbarland von Brasilien, ist beim IWF mit rund 44 Milliarden US-Dollar verschuldet.
Russland
Brics ist für Wladimir Putin der ideale Rahmen, um zu zeigen, dass Russland noch Verbündete hat. Nach dieser Logik würde "Brics plus" bedeuten: je mehr, umso besser. Man kann davon ausgehen, dass Putin zunächst darauf drängen wird, dass das erstmals zum Gipfel eingeladene Belarus aufgenommen wird. In dem Land sind Tausende russische Soldaten stationiert, Machthaber Alexander Lukaschenko hatte Belarus auch als Aufmarschgebiet für Angriffe auf die Ukraine bereitgestellt.
Ein weiteres Ziel Putins: Er will andere Staaten für eine Abkehr vom Dollar gewinnen. Seit langem kritisiert der Kreml-Chef die US-Währung als Instrument des politischen Machtkampfes, den er Washington unterstellt. Vor allem aber der erhebliche Wertverlust der russischen Währung sowie westliche Finanzsanktionen dürften Grund dafür sein, dass Putin sich dafür einsetzt, dass die Staaten ihre Geschäfte in den nationalen Währungen abwickeln.
Indien
Für Indien geht es vor allem um die Förderung der Zusammenarbeit von Entwicklungs- und Schwellenländern. Das Land von Premierminister Narendra Modi will sich ganz im Gegensatz zu China und Russland nicht gegen die USA positionieren, es pflegt gute Beziehungen zu den Vereinigten Staaten.
China
Als treibende Kraft für eine Erweiterung der Brics-Gruppe gilt China, die Volksrepublik hoffe damit auf eine "gerechtere Weltwirtschaftsordnung", heißt es in einem Kommentar der chinesischen Staatszeitung "Global Times". Laut des chinesischen Staatssenders CGTN brächten die Brics-Staaten "positive Energie in die Weltwirtschaft". Experten:innen glauben allerdings, dass China "Brics plus" vor allem als Bühne für politischen Aktivismus gegen die USA nutzen und damit die Volksrepublik ins Zentrum der Weltordnung rücken wolle.
Südafrika
Auch für Südafrika steht - ähnlich wie für Indien - die Diplomatie im Vordergrund. Weder sei Brics anti-westlich noch prorussisch, betonte Außenministerin Naledi Pandor vor dem Treffen. Ihrem Land gehe es vielmehr um eine verstärkte "Süd-Süd-Zusammenarbeit", denn westliche Industriemächte würden die Belange des globalen Südens zunehmend vernachlässigen. Südafrika hoffe auf verstärkte wirtschaftliche Kooperation und weniger Abhängigkeit von einer Weltwirtschaft, für die der US-Dollar die Leitwährung ist. Zum Gipfel wurden auch Dutzende afrikanische Staatschefs eingeladen in der Hoffnung, mit vielen neuen Mitgliedern vom Kontinent den Anliegen Afrikas international mehr Gewicht zu verleihen.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa