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Mitarbeitende zweifelten seine Kompetenz an

"Dr. Google": War der Attentäter von Magdeburg wirklich Arzt oder ein Hochstapler?

  • Veröffentlicht: 23.12.2024
  • 18:50 Uhr
  • Kira Born

Nach der Todesfahrt in Magdeburg, bei der Taleb A. fünf Menschen getötet haben soll, zweifeln nun ehemalige Kolleg:innen an seiner Kompetenz als Arzt und kritisierten seine fragwürdigen Behandlungsweisen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Taleb A., ein Arzt und Psychologe, soll mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast sein und hat nach aktuellen Stand fünf Menschen dabei getötet und über 200 weitere verletzt.

  • Ehemalige Kolleg:innen äußerten nun öffentlich Zweifel an der medizinischen Kompetenz und fragwürdigen Behandlungspraktiken des Psychologen.

  • Taleb A. war den Behörden seit 2015 bekannt, da er im Verdacht stand, Anschlagsabsichten zu hegen.

Am Freitagabend (20. Dezember) raste mutmaßliche Täter Taleb A. mit einem Auto über den Magdeburger-Weihnachtsmarkt. Dabei riss er fünf Menschen in den Tod und verletzte mehr als 200 weitere Personen.

Drei Tage nach der Todesfahrt sitzt der Schock immer noch tief. Vielen ist unverständlich, wie ein Arzt und Psychologe, der sich durch den Hippokratischen Eid dem Schutz und Wohlergehen eines jeden Menschenlebens verschreibt, eine solch blutige Tat begehen kann.

Doch jetzt wirft ein Bericht der Mitteldeutschen Zeitung (MZ) sogar Zweifel an der medizinischen Kompetenz des mutmaßlichen Täters auf. Mitarbeitende der Klinik, in der der 50-jährige Mann gearbeitet haben soll, stellten sein ärztliches Fachwissen infrage und sollen ihm den Spitznamen "Dr. Google" gegeben haben, wie "die Mitteldeutsche Zeitung" am Montag (23. Dezember) berichtet.

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Mitarbeitende der Klink, nannten Taleb A. nur "Dr. Google"

Der Täter, der knapp 50 Kilometer von Magdeburg in der kleinen Stadt Bernburg lebte, arbeitete dort als Facharzt für Psychiatrie in einem Maßregelvollzug, "der hier seit März 2020 tätig war. Seit Ende Oktober 2024 war er urlaubs- und krankheitsbedingt jedoch nicht mehr im Dienst", wie das Gesundheitsunternehmen Salus, das in Bernburg ein Fachklinikum für Psychiatrie und Suchtmedizin betreibt, am Samstag (21. Dezember) mitteilte.

In der dortigen Belegschaft gab es offenbar Misstrauen und Zweifel an den fachlichen Kompetenzen des Arztes. "Er heißt bei uns 'Dr. Google'", zitierte die "Mitteldeutsche Zeitung" (MZ) einen dortigen Mitarbeitenden. Vor jeder gestellten Diagnose habe er im Internet nachschauen müssen. Es habe auch Hinweise an die Klinikleitung gegeben, wie die MZ . Die Klinik wollte sich auf Anfrage nicht äußern.

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Auch Patient:innen sollen die Kompetenz das 50-Jährigen in Zweifel gezogen haben: "Einige haben sich geweigert, von ihm behandelt zu werden", wie die MZ einen ehemaligen Mitarbeitenden zitiert. Darüber hinaus soll Taleb A. fragwürdige Ratschläge gegenüber den Sucht leidenden Patienten geäußert haben. Auf die Frage von Patient:innen, wie der Entzug von Rauschgift gelingen könnte, soll er Ratschläge wie "Alkohol gut, Honig schlecht", geäußert haben, wie ihn die MZ zitiert.

Eine ehemalige Krankenschwester gab an, dass es "ständig Beschwerden bei anderen Ärzten und Vorgesetzten" gab. Jedoch gab es "nie Konsequenzen wegen seiner fragwürdigen Behandlungsweisen", wie die ehemalige Pflegerin gegenüber der MZ angab. Von Seiten der Klinik gab es dazu jedoch keine Stellungnahme, wie die dpa berichtet.

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Zahl der Verletzten in Magdeburg gestiegen

Die Zahl der Verletzten nach dem Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt hat sich nach Informationen der Staatsanwaltschaft inzwischen erhöht. Sie liege nun bei bis zu 235, sagte ein Sprecher in Magdeburg. Es hätten sich noch Menschen in der Uniklinik und bei Ärzt:innen gemeldet. Nicht auszuschließen sei aber, dass es Doppelzählungen gegeben habe, da man bislang von 200 Verletzten ausgegangen war, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Die Zahl der Todesopfer liege weiter bei fünf. Bei dem Anschlag wurden ein neunjähriger Junge sowie vier Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren getötet.

Den zuständigen Bundesbehörden war Taleb A. seit spätestens Anfang 2015 ein Begriff. Wie das Innenministerium in Schwerin auf Anfrage der dpa mitteilte, informierten Vertreter:innen des Landes Mecklenburg-Vorpommern im von Bund und Ländern getragenen gemeinsamen Terrorabwehrzentrum das Bundeskriminalamt am 6. Februar 2015 über mögliche Anschlagsabsichten des aus Saudi-Arabien stammenden Mannes.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Süddeutsche Zeitung: "Bericht: Kollegen nannten Taleb al-A. 'Dr. Google'"
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