Naturkatastrophe
Erdbeben in Marokko: Warum jetzt besonders junge Mädchen in Gefahr sind
- Veröffentlicht: 14.09.2023
- 14:59 Uhr
- Joachim Vonderthann
Nach der Erdbeben-Katastrophe in Marokko kämpfen vor allem viele isolierte Dörfer ums Überleben. Besondere Gefahren lauern auf minderjährige Mädchen.
Das Wichtigste in Kürze
Vielen Dörfern in Marokko fehlt es nach dem verheerenden Erdbeben weiter am Nötigsten.
Manche Orte im besonders betroffenen Atlasgebirge hat noch immer keine Hilfe erreicht.
Zugleich wächst die Gefahr des Menschenhandels mit jungen Mädchen.
Das verheerende Erdbeben in Marokko bringt neben Tod und Verwüstung speziell für junge Mädchen neue Gefahren mit sich. So warnte die marokkanische Nachrichtenseite "Hespress" vor der Gefahr des Menschenhandels mit minderjährigen Frauen, die zu Opfern des Erdbebens geworden sind. In sozialen Medien kursierten inzwischen Beiträge, in denen marokkanische Männer versuchten, die Not auszunutzen und vorschlügen, minderjährige Erdbebenopfer zu heiraten, um sie "vor ihren Tragödien zu bewahren".
Erdbeben: Neue Gefahren für junge Mädchen
Laut dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) sind etwa 100.000 Kinder von der Katastrophe betroffen. Tausende Häuser seien zerstört worden. Dadurch seien viele Familien obdachlos geworden und müssten die kalten Nächte im Freien verbringen.
In vielen Bergdörfern der Katastrophengebiete in Marokko mangelt es auch Tage nach dem schweren Erdbeben weiter an notwendigen Dingen zum Überleben. Noch immer haben Helfer nicht alle Dörfer im schwer getroffenen Atlasgebirge erreichen können. Rettungskräfte werfen daher Hilfspakete aus Flugzeugen ab.
Viele Dörfer hat noch keine Hilfe erreicht
Um die Lieferungen zu beschleunigen, organisieren zunehmend junge Freiwillige aus dem ganzen Land die Verteilung von Hilfsgütern für viele Berggemeinden, denen das Nötigste fehlt. Milch, Windeln und Bettzeug würden in Menschenketten weitergereicht und in Lastwagen verladen, deren Ladung für die Dörfer im Atlasgebirge bestimmt sei, berichtete der britische Sender BBC. In vielen Gebieten würden die Bedürftigen so schneller versorgt als über offizielle Hilfswege.
Die Bemühungen, die Straßen von Felsbrocken zu befreien, gingen wegen der andauernden Gefahr durch Steinschläge in einigen Gebieten nur langsam voran, berichtete ein dpa-Reporter. Es seien zwar schon Mengen an Decken und Lebensmitteln in die Katastrophenregion geliefert worden. Viele der isolierten Menschen bitten die Behörden und Helfer jedoch um Zelte zum Schutz vor der bitteren Kälte nachts.
Deutscher Hilfsgüter-Flug abgesagt
Ein für diesen Donnerstag geplanter Hilfstransport des Deutschen Roten Kreuzes in die Erdbebengebiete ist derweil abgesagt worden. "Aus Gründen, auf die wir und auch unsere Partner der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung keinen Einfluss haben, wurden kurzfristig neue Regularien und Vorschriften bekannt gegeben, die den Start des Flugzeugs am heutigen Tag unmöglich machen", hieß es in einer Mitteilung des DRK.
Vom Flughafen Leipzig/Halle sollte ursprünglich am Donnerstagmorgen eine Maschine mit insgesamt 36,6 Tonnen Hilfsgütern - darunter mehr als 3.000 isolierende Bodenmatten und 550 Familienzelte - abheben. Die marokkanische Regierung steht unter wachsendem Druck, mehr internationale Hilfe anzunehmen. Bisher hat das nordafrikanische Land offiziell nur Unterstützung aus vier Ländern akzeptiert.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa