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Kritischer Blick

Ex-US-Außenminister Kissinger: Ukraine-Krieg nicht nur Schuld vom Kreml

  • Veröffentlicht: 25.05.2023
  • 13:53 Uhr
  • Stefan Kendzia
Ex-US-Außenminister Kissinger sieht die Verantwortung für den Ukraine-Krieg nicht nur beim Kreml.
Ex-US-Außenminister Kissinger sieht die Verantwortung für den Ukraine-Krieg nicht nur beim Kreml. © Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

Der ehemalige Außenminister und Friedensnobelpreisträger Henry Kissinger sieht die Schuld am Ukraine-Krieg nicht nur auf Seiten des Kreml. Es führten vielmehr eine Reihe von Ereignissen zu dem heutigen Zustand. Dass Russland allerdings die Nukleare Karte ziehen würde, sieht Kissinger nur unter einer Bedingung. Viel größer sei derzeit die Gefahr eines Atomkriegs zwischen China und den USA, wie  "Welt" den Hundertjährigen zitiert.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Ex-US-Außenminister Kissinger sieht Schuld an Ukraine-Krieg nicht bei Russland allein.

  • Ein Sieg Russlands müsse auf jeden Fall verhindert werden.

  • Die Befürchtung, Russland könne die Atombombe einsetzen, teilt der ehemalige Außenminister aktuell nicht.

Auch mit 100 Jahren ist Kissinger am täglichen politischen Geschehen beteiligt. So auch in Sachen Ukraine-Krieg. Die "Zeit" befragte den ehemaligen US-Außenminister zum Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine.

Im Video: Militär-Experte - "Putin ist unfähig, diesen Krieg zu führen"

Eine Riege von Ereignissen führte zum Ukraine-Krieg

Kissinger ließ er keinen Zweifel daran, dass er die Schuld an diesem Krieg nur nicht nur bei Putin sucht. Im Krieg gipfelt sozusagen eine Reihe von Ereignissen, die 2014 entstanden sind: "ernste Zweifel an dem Vorhaben geäußert, die Ukraine einzuladen, der Nato beizutreten. Damit begann eine Reihe von Ereignissen, die in dem Krieg kulminiert sind. Das rechtfertigt den Krieg nicht, aber ich war damals der Auffassung, und bin es heute noch, dass es nicht weise war, die Aufnahme aller Länder des ehemaligen Ostblocks in die Nato mit der Einladung an die Ukraine zu verbinden, ebenfalls der NATO beizutreten". Nach wie vor ist er der Ansicht: "Meine Einschätzung war damals, dass die Ukraine am besten neutral geblieben wäre, mit einem Status ähnlich wie seinerzeit Finnland.“

Der Krieg selbst und die Kriegsführung sind höchst rücksichtslos, der Angriff muss zurückgeschlagen werden, und ich befürworte den Widerstand der Ukrainer und des Westens.

Henry Kissinger, Ex-US-Außenminister

Inzwischen ist viel geschehen. Heute ist Kissinger der Ansicht, die Ukraine solle unbedingt eine NATO-Perspektive erhalten: "Heute bin ich absolut dafür, die Ukraine nach dem Ende des Krieges in die Nato aufzunehmen. Jetzt, da es keine neutralen Zonen mehr zwischen der NATO und Russland gibt, ist es besser für den Westen, die Ukraine in die NATO aufzunehmen." Russland dürfe diesen Krieg nicht gewinnen: "Hätte Putins Angriff auf die Ukraine Erfolg, wäre das ganze Konzept der NATO über den Haufen geworfen worden. Das kann nicht im nationalen Interesse der USA sein."

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Kritik am Haftbefehl für Putin

Die Befürchtung, Russland könne die Atombombe einsetzen, teilt der Ex-US-Außenminister aktuell nicht. Trotzdem warnt er: "Aber je mehr es um den Kern der russischen Identität geht, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass er es tut." Eine Kritik übt Kissinger besonders an der Entscheidung des Internationalen Strafgerichtshofs, Wladimir Putin einen Haftbefehl auszusprechen. Der Hundertjährige hält nichts davon, ihn vor Gericht zu bringen. Denn dann werde es "unmöglich, oder sehr viel schwieriger, einen Krieg zu begrenzen, wenn man den Ausgang des Krieges mit dem persönlichen Schicksal eines politischen Führers verknüpft."

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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