Sandaufschüttung gegen Untergang
Folgen des Klimawandels: Wann geht die Insel Sylt unter?
- Aktualisiert: 11.01.2024
- 14:21 Uhr
- Clarissa Yigit
Die Insel Sylt wird jedes Jahr kleiner. Dass sie allerdings bis Ende des Jahrhunderts komplett verschwunden ist, sei bisher noch nicht absehbar. Dennoch gehen Expert:innen von einem Untergang der Insel aus.
Das Wichtigste in Kürze
Die Nordseeinsel Sylt wird jedes Jahr etwas kleiner.
Expert:innen befürchten den Untergang der Insel.
Ein Anstieg des Meeresspiegels als auch extreme Wetterereignisse könnten diesen beschleunigen.
Die Insel Sylt zählt zu den beliebtesten Ferieninseln in Deutschland. Allerdings ist ungewiss, wie lange diese noch existieren wird, denn laut des Insel-Geologen Ekkehard Klatt verliert die Insel jährlich ein bis zwei Meter Fläche, schreibt "T-online" unter Berufung auf seine Aussagen in der "Süddeutschen Zeitung" vor über zehn Jahren.
So verlagere sich die Südspitze Hörnum Odde jedes Jahr um rund 40 Meter, berichtete das "Hamburger Abendblatt" im Jahr 2021.
Meeresspiegelanstieg-Simulationen
Klatt hat eigens für die Insel drei Szenarien entworfen, die einen Anstieg des Meeres um einen, um drei und um fünf Meter simulieren. Demnach würde die Insel Sylt in seiner heutigen Form komplett unter Wasser stehen, beschreibt er gegenüber dem "Deutschlandfunk" (DLF).
Ähnlich beurteilen auch Wissenschaftler:innen der gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission im italienischen Ispra die Lage. Im Fachjournal "Nature Climate Change" veröffentlichten diese bereits im Jahr 2018 ihre Erkenntnisse.
So berichten die Forscher:innen um das Team von Michalis Vousdoukas, dass – basierend auf Veränderungen der Küstenlinien auf Satellitenaufnahmen – bis zum Ende des Jahrhunderts im Zuge des Klimawandels etwa die Hälfte aller Sandstrände weltweit verschwinden könnten. Ein Temperaturanstieg von 4,8 Grad würde dabei bewirken, dass der Meeresspiegel so stark ansteige, dass die Küstenlinien an den Stränden um 99,2 und bis zu 246,9 Meter zurückweichen würde, schreibt "T-online".
Sand gegen den Untergang von Sylt
Um einen Untergang der Insel zu verhindern, versucht daher die Insel-Verwaltung mithilfe von aufgeschüttetem Sand diese Entwicklung zu bremsen. "Würden wir nichts tun, um die Insel zu schützen, würde sie jährlich ein bis vier Meter zurückgehen. Und dann wäre sie irgendwann nicht mehr da", beschreibt Birgit Matelski, Direktorin des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) gegenüber dem NDR im Jahr 2021.
Somit wäre zumindest für die nahe Zukunft gesichert, dass die Insel nicht untergeht. Allerdings könnte von der Insel laut Klatt in 2.000 bis 3.000 Jahren nur noch ein Zipfel aus dem Meer herausragen. Ein Meeresspiegelanstieg von 50 Zentimetern bis zum Jahr 2100 würde Sylt allerdings noch nicht bedrohen, beschreibt Klatt gegenüber dem "Deutschlandfunk".
Extremereignisse
Nicht der Meeresspiegelanstieg, sondern Extremereignisse – wie beispielsweise schwere Stürme oder Orkane – seien dabei die schlimmeren Ereignisse, die der Insel zu Verhängnis werden könnten, sind sich Klatt und weitere Expert:innen einig.
So sei Sylt zumindest bis zum Jahr 2050 noch vor diesen Wetterextremen sicher. "Jenseits von 2050 könnten tatsächlich die Stürme, diese Orkantiefs, auch zunehmen", bekräftigt Mojib Latif vom Kieler Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung gegenüber dem "Deutschlandfunk".
Dennoch mahnt Latif, dass, falls es zu einem Meeresspiegelanstieg von einem Meter kommen würde, es für die Insel Sylt "schwierig" werde. "Die Sturmfluten werden dann eben auflaufen auf einem Meeresspiegel, der ohnehin schon deutlich höher ist, sodass die Schäden dann eben überproportional groß sein werden", schließt der Wissenschaftler ab.
- Verwendete Quellen:
- T-online: "Wann geht die Insel Sylt unter?"
- Hamburger Abendblatt: "Sylter Südspitze verlagert sich um 40 Meter pro Jahr"
- DLF: "Sicherheit auf Zeit"
- NDR: "Gegen den Inselschwund: Sandvorspülungen auf Sylt"