Krieg in der Ukraine
Fortschreitende Atom-Eskalation: Diese Optionen hat Putin noch
- Veröffentlicht: 28.10.2022
- 17:07 Uhr
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Putin und Russland geraten unter Druck. Der Kreml hat allerdings noch immer unterschiedliche Optionen, gegen Ukraine und den Westen vorzugehen.
Das Wichtigste in Kürze:
- Militärexperten haben verschiedene Optionen, die Putin noch zur Verfügung stehen, erklärt.
- Ein mögliches Szenario sei eine sogenannte "False Flag"-Operation von Russland.
- Das Streuen von Falschinformationen ist eine weitere Variante. Dadurch versuche man, das NATO-Bündnis zu schwächen.
Die russischen Truppen müssen immer wieder Rückschläge im Angriffskrieg gegen die Ukraine hinnehmen. Wladimir Putin hat allerdings noch immer unterschiedliche Optionen, gegen das Nachbarland und die Zivilbevölkerung vorzugehen. Auch der Westen könnte in sein Visier geraten.
Im September musste die russische Armee die gesamte Region Charkiw verlassen. In Russland wurde von einer "katastrophalen Inkompetenz" gesprochen. Putin und Russland geraten zunehmend unter Druck – der russische Machthaber will wohl die Wende erzwingen. Dabei scheint ihm letztendlich jedes Mittel recht zu sein. Die Möglichkeiten, die zu diesem Zeitpunkt noch zur Wahl stünden, lassen mitunter Schlimmes befürchten, berichtet die "Bild" und zitiert damit Informationen von Militärexperten.
"False Flag"-Operation?
Ein mögliches Szenario sei eine sogenannte "False Flag"-Operation von Russland. "False Flag" bedeute, dass die Russen eine Massenvernichtungswaffe zündeten und die Ukraine beschuldigen würden. Russland könne diesen Vorfall dann als Vorwand nutzen, um mit härteren Maßnahmen gegen die Ukraine vorzugehen – eventuell sogar mit Atomwaffen, wie der Kreml-Kritiker Bill Browder schilderte. "Russland wird eine schmutzige Bombe gegen sein eigenes Volk einsetzen, die Ukraine dafür verantwortlich machen und sich dann mit Atomwaffen rächen."
Verwirrung durch Falschinformationen
Weiterhin Falschinformationen streuen wäre eine weitere Art, um den Kriegsverlauf zu beeinflussen. Der ehemalige Leiter des Leitungsstabs im Bundesverteidigungsministerium, Nico Lange, ordnet die Atom-Drohungen von Seiten Russlands als strategische Propaganda ein. "Russland führt parallel zum militärischen Krieg schon immer einen Krieg mit Falschinformationen." Russland stehe unter Druck wegen der militärischen Misserfolge, so Lange. "Russland will Verwirrung und Unsicherheit stiften, dazu dienen solche Geschichten wie mit der angeblichen schmutzigen Bombe."
NATO-Bündnis schwächen
In den USA wird darüber diskutiert, welches Ziel Russland mit den Atom-Drohungen-Gerüchten über die Ukraine verfolgen könnte. Experten vom "Institute for the Study of War" glauben, dass Russland mit Atomwaffen drohe, um die westliche Unterstützung zu begrenzen. Sie werten diese Aussagen und die Anrufe des russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu bei den Amtskollegen der NATO als "russisches Säbelrasseln". Der Kreml wolle "Risse innerhalb des NATO-Bündnisses vergrößern", so die US-Amerikaner.
Vorbereitung eines Atomschlags?
Der Militär-Experte Nigel Gould-Davies sieht die russischen Drohungen hingegen als "sehr besorgniserregend" an. In den Anrufen des Verteidigungsministers Russlands sehe er die Vorbereitung eines russischen Atomschlags. Die russische Eskalation auf die ukrainische Energieinfrastruktur sei Indiz dafür. "Die eigentliche Frage ist, was der Westen tut, wenn Russland Atomwaffen einsetzt. Schoigus Anrufe gaben den westlichen Regierungen die Gelegenheit, ihre Warnungen vor den Folgen zu wiederholen", warnt der Experte.
Verwendete Quellen: