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Arzneimittel-Krise

HIV-Mittel-Mangel - Aidshilfe befürchtet "fatale Folgen"

  • Veröffentlicht: 30.01.2024
  • 18:14 Uhr
  • Olivia Kowalak
Article Image Media
© Imago Images/Westend61

Neben Husten- und Fiebersäfte für Kinder, Schmerzmittel, Blutdruck-Senker, Antibiotika und auch Krebs-Medikamente trifft der Arzneimittel-Engpass nun auch ein HIV-Schutz-Medikament: PrEP. Expert:innen warnen vor "fatalen Folgen".

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Das Wichtigste in Kürze

  • Für das HIV-Schutzmedikament Präexpositionsprophylaxe (PrEP) kündigten Hersteller Lieferengpässe an. 

  • Bis März und April sollen die meisten der Engpässe laut BfArM anhalten.

  • Die Deutsche Aidshilfe schlägt derweil Alarm vor den möglichen "fatalen" Auswirkungen.

Im Video: "Erkältungswelle: Werden die Medikamente erneut knapp?"

Erkältungswelle: Werden die Medikamente erneut knapp?

Die Arzneimittel-Krise nimmt in Deutschland weiterhin an Fahrt auf. Nun trifft es auch ein Medikament zum Schutz vor HIV-Infektion. Zahlreiche Hersteller der Präexpositionsprophylaxe (PrEP) meldeten beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) Lieferengpässe. Dies berichtet die Deutsche Presse-Agentur am 30. Januar. Seit dem Jahreswechsel zeige sich "eine Entwicklung hin zu einer eingeschränkten Verfügbarkeit" des in Deutschland zugelassenen Medikaments, teilte das BfArM auf Anfrage mit.

"Nach den uns vorliegenden Daten wird sich die Verfügbarkeit dieser Arzneimittel Anfang Februar leicht stabilisieren", sagte ein BfArM-Sprecher. Die meisten Lieferengpässe seien derzeit allerdings bis März beziehungsweise April prognostiziert. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts nutzen in Deutschland rund 40.000 Menschen die PrEP (Stand September 2023).

Deutsche Aidshilfe appelliert an Politik

Das Medikament wird von HIV-negativen Menschen mit erhöhtem Infektionsrisiko eingenommen, um sich vor einer Infektion zu schützen. Die Kosten für PrEP-Medikamente und -Untersuchungen tragen seit dem 1. September 2019 die gesetzlichen Krankenkassen. Das Medikament wird auch von Menschen eingenommen, die bereits mit HIV infiziert sind.

Derzeit gebe es nicht genügend Medikamente, um alle Nutzer:innen zu versorgen. Dies ergab eine Umfrage der Deutschen Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin (Dagnä). Demnach sei die überwiegende Mehrheit der befragten HIV-Schwerpunktpraxen von den Lieferengpässen betroffen. Es würden mittlerweile nur reduzierte Packungsgrößen herausgegeben. Nutzer:innen wären Dagnä zufolge dazu gezwungen, ihre Einnahme zu unterbrechen oder die Therapie umzustellen.

Sven Warminsky vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe warnte vor mehreren Wochen bereits vor "fatalen Folgen" bei Ausfall des Schutzes vor HIV. "Die Politik darf Menschen, die dieses Medikament dringend brauchen, nicht im Stich lassen", mahnte er. 

Laut BfArM versuchen einige Hersteller, die Warenkontingente zu vergrößern oder früher als ursprünglich geplant auf den Markt zu bringen. Außerdem werde derzeit geklärt, ob Medikamente aus dem Ausland zur Verfügung gestellt werden könnten. "Eine erste Rückmeldung zeigt, dass Warenkontingente in den USA identifiziert werden konnten", sagte der Sprecher der Behörde.

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Vor dem bestehenden Medikamentenmangel warnten bereits zahlreiche Expert:innen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte listet bei 514 Medikamenten Lieferengpässe. Dies beziehe sich allerdings nur auf verschreibungspflichtige Medikamente. Grund für den Arzneimittel-Mangel ist mitunter die Festpreis-Regelung, welche sich auf die Lieferkette auswirkt. Medikamente werden deshalb in China und Indien billiger eingekauft. Die Abhängigkeit von nicht EU-Lieferanten steigt an. Wegen verlängerter Lieferketten und der Beschränkung auf wenige Lieferanten erhöht sich somit das Risiko eines Engpasses.

Auf EU-Ebene arbeite man bereits an verschiedene Maßnahmen, um die Situation zu verbessern. Mitunter wolle man regulatorische Hürden senken, kritische Arzneimittel analysieren und überwachen und die Produktion innerhalb Europas wieder attraktiver gestalten.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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