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US-Wahlkampf

Social-Media-Star: Kamala Harris entfacht große Begeisterung bei jungen Wählern

  • Aktualisiert: 30.07.2024
  • 08:45 Uhr
  • Michael Reimers

Mit einer Flut von Memes und Videos auf Social Media wird Kamala Harris derzeit regelrecht gepusht. Die Euphorie bei liberalen Amerikaner:innen für die 59-Jährige könnte sich als relevanter Faktor im Kampf um das Weiße Haus erweisen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • In den sozialen Medien ist ein Hype um Kamala Harris entstanden.

  • Plattformen wie Tiktok inszenieren die 59-Jährige als charmante und nahbare Person.

  • Seit dem Rückzug Joe Bidens als Präsidentschaftskandidat für die Demokraten wird Harris als mögliche Favoritin gehandelt.

Seit dem Rückzug von Joe Biden aus dem US-Wahlkampf vor einigen Tagen sind Social-Media-Plattformen wie Tiktok voll von Memes und Videos über Kamala Harris, die als Bidens Vize als wahrscheinlichste Ersatzkandidatin der Demokratischen Partei für den Kampf ums Weiße Haus gehandelt wird.

Der Hype in den sozialen Medien, die normalerweise eher Popstars vorbehalten sind, bietet Harris die Möglichkeit zur politischen Kommunikation mit neuen Wähler:innenschichten, vor allem der jüngsten Gruppe der Gen Z: der Generation, die zwischen zwölf und 27 Jahren alt ist.

Mit treibenden Beats, schnellen Schnitten und visuellen Effekten zeigen die Clips auf Tiktok Kamala Harris auf spielerische Weise charmant und nahbar, wie etwa beim Tanzen oder Lachen, oder sie spielen auf viral gegangene Äußerungen der Vizepräsidentin an. Mit jeder Produktion weiterer Videos oder Memes oder dem Teilen dieser Inhalte punktet Kamala Harris.

Im Video: Trump lehnt TV-Duell mit Harris ab

Der größte Harris-Renner: Die Kokospalme

Remixe von Videos, unterlegt mit Musik und Effekten, Kommentare während des eigentlichen Clips, eigene Schnittfolgen und verrückte Mash-ups (Musik-Arrangements): Die Gestaltungsfreiheit für eigene Inhalte durch die Nutzer:innen auf Social Media kennt fast keine Grenzen.

"Die Videos sind so absurd, dass sie funktionieren", sagte die politische Influencerin Annie Wu Henry, die Tiktok-Kampagnen für prominente Demokraten steuert, der "Washington Post". Die Clips zögen Nutzer:innen an und motivierten sie, sich weiter mit ihnen und ihren Inhalten zu beschäftigen.

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:newstime

Einer der größten Harris-Renner stammt aus einer alten Rede: Die frühere kalifornische Generalstaatsanwältin zitierte darin ihre Mutter. Diese habe gesagt: "Glaubt ihr, ihr seid einfach von einer Kokospalme gefallen?" Harris' Mutter wollte damit ausdrücken, dass nichts im luftleeren Raum passiert und der Kontext entscheidend ist.

Das ursprüngliche Video ist skurril und könnte Harris leicht als unbeholfen oder bizarr ausgelegt werden. Stattdessen aber hat sich der Social-Media-Mainstream darauf geeinigt, es großartig zu finden - liebenswert und gewinnend zugleich. 

Popstar Charli XCX unterstützt Kamala

Dazu passt eine öffentliche Unterstützung, die Harris unter Jungwähler:innen vielleicht mehr nutzt als die von Barack und Michelle Obama. Popstar Charli XCX postete am Sonntag auf der Plattform X: "kamala IS brat". "Brat" ist nicht nur der Titel des jüngsten Albums des britischen Popstars, sondern beschreibt auch eine Lebenseinstellung. Brat ist jemand, der mutig ist, Risiken eingeht, Ecken und Kanten hat und dabei authentisch bleibt. Wörtlich übersetzt bedeutet "brat" Göre. 

Aus der Lebenseinstellung entwickelte sich die "Brat Summer"-Bewegung, die dazu auffordert, nach eben jenen Maximen die heißeste Zeit des Jahres zu genießen. Harris' Wahlkampfteam sah das große Potenzial durch die Unterstützung von Charli XCX und gestaltete umgehend sein Twitter-Konto um - entsprechend dem hellgrünen Design des "Brat"-Albumcovers. 

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Kamala Harris gewinnt an Beliebtheit

Zuletzt wurde in Bezug auf Harris auch der Vergleich zu Barack Obama und dem Präsidentschaftswahlkampf 2008 bemüht. Damals zogen Obamas Botschaft und sein junges Alter weite Teile der USA in ihren Bann, der Politiker bekam den Rang eines Popstars, die Euphorie ebnete ihm schließlich den Weg ins Weiße Haus. Auch Harris versucht ihre Vision für die Zukunft Amerikas zu betonen und - ähnlich wie Obama - eine positive Botschaft zu vermitteln, statt lediglich damit zu werben, eine zweite Amtszeit von Donald Trump verhindern zu können. 

Ob das auf Dauer auch im Netz funktioniert, ist offen. Vor der Wahl 2020 konnte Harris im Rennen um die demokratische Nominierung kaum punkten. Auch als Vize des amtierenden US-Präsidenten Joe Biden blieb sie in den vergangenen vier Jahren eher blass - von Coolness war da nicht viel zu spüren. Die nun freigesetzte Energie mag zu einem guten Teil auch von der Erleichterung rühren, die viele Amerikaner:innen verspürt haben, als der sichtbar gealterte Biden aufgab. Der 81-Jährige konnte bei Wähler:innen im Alter unter 30 kaum punkten.

Im Video: "Sie wird unser Land zerstören" - Trump wettert gegen Kamala Harris

Glorifizierung gehört zum US-Wahlkampf

Die (versuchte) Glorifizierung von Kandidat:innen ist in den USA zudem Teil des Wahlkampfs. Harris muss darauf hoffen, dass sie in sozialen Medien ein Selbstläufer wird und die Memes ohne Ende kostenlos Werbung für sie machen. Der Kampf um die Beliebtheit im Internet ist ohnehin offen, denn der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat eine große Präsenz und eine eigene Armee an Unterstützer:innen, die seine Auftritte zusammen mit vielen weiteren Nutzer:innen zu jenen tragen, die längst kein Fernsehen mehr schauen und erst recht keine Zeitung lesen.

Botschaft und Format könnten hier jedoch nicht unterschiedlicher sein: Trump und seine Fans fokussieren sich Expert:innen zufolge selten auf Schrilles und Albernes, sondern heben auf die Polarisierung des Diskurses ab und greifen politische Gegner:innen aggressiv an. Trumps jüngstes Tiktok-Video etwa, gelikt von fast einer Million Menschen, ist ein Zusammenschnitt von einem Wahlkampfauftritt, unterlegt mit dem Trump-Zitat: "Du bist schrecklich in allem, was du getan hast, du bist ultraliberal, wir wollen dich hier nicht, wir wollen dich nirgendwo." Und schließlich: "Kamala, du bist gefeuert, verschwinde von hier."

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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