Zeitpunkt noch unklar
Experten sicher: Kim Jong-un hat entschieden, "in den Krieg zu ziehen"
- Aktualisiert: 09.02.2024
- 09:36 Uhr
- Lena Glöckner
Wegen der zunehmenden Anspannung auf der koreanischen Halbinsel befürchten Expert:innen eine militärische Eskalation. Die Lage sei so gefährlich wie seit 1950 nicht mehr - Kim Jong-un habe "die strategische Entscheidung getroffen, in den Krieg zu ziehen".
Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel nehmen gegenwärtig deutlich zu. In den vergangenen zwei Jahren hat Nordkorea den Umfang seiner Waffentests mit Raketen und Lenkflugkörpern erheblich erhöht und die Rhetorik gegen die USA und Südkorea verschärft. Beide Länder werden von Pjöngjang als Feindstaaten betrachtet. Erst kürzlich bezeichnete Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un Südkorea als "Feindstaat Nummer eins". Das wolle er sogar in der sozialistischen Verfassung seines Landes verankern, betonte Kim in einer Rede vor dem Parlament in Pjöngjang.
Im Video: Kim Jong-un - Nordkorea will Südkorea zum "Feindstaat Nummer eins" erklären
Kim Jong Un: Nordkorea will Südkorea zum "Feindstaat Nummer Eins" erklären
Erst am Freitag (2. Februar) hatte die selbst ernannte Atommacht Nordkorea nach Angaben des südkoreanischen Militärs mehrere Lenkflugkörper abgefeuert - zum vierten Mal seit Beginn des Jahres. Beobachter:innen befürchten, dass Kim einen großen militärischen Angriff gegen Südkorea plant. "Wir glauben, dass Kim Jong-un die strategische Entscheidung getroffen hat, in den Krieg zu ziehen", schreiben etwa der renommierte Atomwissenschaftler Siegfried Hecker und der frühere Nordkorea-Experte der CIA, Robert Carlin, in einer Analyse auf der Nordkorea-Plattform "38North".
"Wir wissen nicht, wann oder wie"
Kim verspreche sich keine Fortschritte mehr von der Diplomatie mit den USA, argumentieren beide Experten in ihrem Text. Er habe mit Verhandlungen abgeschlossen. Die Lage auf der koreanischen Halbinsel sei aktuell so gefährlich wie seit Anfang Juni 1950 nicht mehr. "Wir wissen nicht, wann oder wie Kim den Abzug betätigen will, aber die Gefahr geht bereits weit über die routinemäßigen Warnungen in Washington, Seoul und Tokio über die 'Provokationen' Pjöngjangs hinaus", schreiben die renommierten Nordkorea-Experten. Und sie fügen hinzu: "Mit anderen Worten: Die seit Anfang letzten Jahres in den nordkoreanischen Medien auftauchenden Kriegsvorbereitungsthemen sind nicht als typisches Getöse [...] zu verstehen."
Nordkorea hatte zuletzt nach eigenen Angaben mehrfach strategische Marschflugkörper für den Ausbau der nuklearen Schlagkraft des Landes getestet. Darunter hätten sich auch neu entwickelte Marschflugkörper befunden, die von einem U-Boot abgefeuert werden könnten. Die Bezeichnung "strategisch" lässt darauf schließen, dass sie mit Atomwaffen ausgerüstet werden sollen. Das Land ist wegen seines Atomwaffen- und Raketenprogramms international weitgehend isoliert.
- Verwendete Quellen:
- 38North: "Is Kim Jong Un Preparing for War?"
- Nachrichtenagentur dpa