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Rückkehr in die Heimat nach Assad-Sturz?

Experten warnen vor Gesundheitswesen ohne syrische Fachkräfte

  • Veröffentlicht: 13.12.2024
  • 12:59 Uhr
  • Michael Reimers

Was, wenn die vielen Syrer:innen im Gesundheitssystem wieder in ihre Heimat zurückkehren? Dann hat Deutschland ein mächtiges Problem, warnen Expert:innen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Viele syrische Ärzt:innen und Pflegekräfte arbeiten mittlerweile in Deutschland.

  • Die Branche braucht die Fachkräfte dringend - doch seit dem Sturz des Assad-Regimes fürchten Insider das zeitnahe Fehlen der Menschen am Arbeitsplatz..

  • Vor diesem Szenario warnen nun auch Expert:innen aus der Gesundheitsbranche.

Der Sturz des Assad-Regimes in Syrien bringt auch in Deutschland Veränderungen. Kaum ist das Ende der Herrschaft von Machthaber Baschar al-Assad besiegelt, schon werden hierzulande Debatten um die Asylpolitik mit Blick auf Syrien laut.

Viele gut ausgebildete Syrer:innen könnten jetzt außerdem den Wunsch hegen, freiwillig zu gehen. Das erläuterte Islam-Experte Eren Güvercin gegenüber "Bild": "Ich halte es für wahrscheinlich, da die Freude über den Sturz Assads und dem Wunsch, am Neuaufbau Syriens mitzuwirken, sehr groß ist."

Entscheidungen über laufende Asyl-Verfahren wurden bereits ausgesetzt. Der Medizin bereitet das Sorgen: Ärzt:innen und Pflegeverbände warnen jetzt vor Versorgungslücken.

Experte: "Ohne sie wird es eng"

So sagte Michael Weber, Präsident des Verbandes leitender Krankenhausärztinnen und -ärzten, zu "Bild": "In ländlichen Regionen halten syrische Ärztinnen und Ärzte die Versorgung in Krankenhäusern aufrecht, ohne sie wird es eng.“ Es sei demnach damit zu rechnen, "dass ein substanzieller Anteil der rund 5.000 syrischen Ärztinnen und Ärzte in Krankenhäusern in ihr Heimatland zurückkehrt".

Ähnlich besorgt sieht das auch Susanne Johna, erste Vorsitzende des Ärzteverbandes Marburger Bund. Sollten syrische Ärzt:innen Deutschland verlassen, rechnet Johna mit einer "relevanten Belastung für die ohnehin angespannte ärztliche Versorgungslage in Deutschland".

Auch die Pflege blickt mit Sorge auf einen möglichen Verlust der syrischen Fachkräfte. So sagte die Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbandes Pflege, Isabell Halletz, gegenüber "Bild": "Sie sind eine zentrale Säule unter den Geflüchteten in der Pflege. Eine Rückkehr dieser Fach- und Arbeitskräfte wäre ein schwerer Schlag für die Altenpflege.

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Auch Faeser warnt vor Folgen für deutschen Arbeitsmarkt

Das dem Innenministerium unterstellte Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat kurz nach dem Sturz des Langzeit-Herrschers Baschar al-Assad einen vorübergehenden Entscheidungsstopp für aktuell noch laufende Asylverfahren syrischer Staatsbürger verhängt.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte daraufhin, die weitere Bewertung des Schutzstatus der in Deutschland lebenden anerkannten syrischen Flüchtlinge hänge von der weiteren Entwicklung in Syrien ab. Derzeit sind mehr als 47.000 Asylanträge von Syrer:innen in Deutschland anhängig, davon 46.081 Erstanträge. Syrien zählt seit Jahren zu den Hauptherkunftsländern von Asylbewerber:innen in Deutschland.

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Lauterbach: Syrische Ärzte "unabkömmlich"

Faeser hat in der Debatte über die mögliche Rückkehr von syrischen Flüchtlingen ebenfalls vor Folgen für den deutschen Arbeitsmarkt gewarnt. "Es würden ganze Bereiche im Gesundheitssektor wegfallen, wenn jetzt alle Syrer, die hier arbeiten, unser Land verlassen würden", sagte die SPD-Politikerin nach einer Sitzung des Bundeskabinetts am Mittwoch (11. Dezember) in Berlin.

"Für uns ist wichtig, dass wir den Syrern, die hier sind, die einen Arbeitsplatz haben, die sich integriert haben, die frei von Straftaten sind, wo die Kinder in die Schule gehen, dass wir denen auch das Angebot unterbreiten, hier zu bleiben und für unsere Wirtschaft da zu sein", so die Ministerin. Faeser betonte, wenige Tage nach dem Umsturz in Syrien sei eine seriöse Lageeinschätzung noch nicht möglich.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte sich ähnlich wie Faeser geäußert. In Deutschland arbeiteten derzeit mehr als 6.000 Ärzte aus Syrien, die voll integriert und für die Versorgung unabkömmlich seien, schrieb er auf der Plattform X.

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Menschenrechtler kritisieren Ausreise-Forderungen

Dass einige Politiker schon kurz nach dem Sturz Assads die Ausreise syrischer Flüchtlinge vorantreiben wollen, stößt bei Menschenrechtsgruppen und den Betroffenen auf Kritik. "Syrien bleibt ein instabiles Land", betont die Organisation Pro Asyl. Bewaffnete Gruppen kontrollierten aktuell weite Teile von Syrien. Es fehlten funktionierende staatliche Strukturen und eine sichere Infrastruktur.

"Eine Rückkehr unter diesen Bedingungen ist riskant und auch lebensgefährlich", sagt Pro-Asyl-Sprecher Tareq Alaows. In Deutschland lebende Geflüchtete aus Syrien seien durch die zynischen "reflexartigen Debatten über Rückkehr und Abschiebungen" verunsichert.

Unter anderem Sahra Wagenknecht (BSW) und mehrere AfD-Politiker hatten der Deutschen Presseagentur (dpa) zufolge erklärt, syrische Flüchtlinge sollten Deutschland nun schnell verlassen. Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Alexander Throm (CDU), sagte: "Wir haben unsere Pflichten zum Schutz der Syrer erfüllt - als Nächstes muss die Rückkehr Priorität haben."

Im Video: Verdi - Wirtschaft auf Syrer angewiesen

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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