Updates zur Waffenruhe in Gaza
Gaza-Deal im Newsticker: Israel spricht von "harten Verhandlungen" - Einigung auf der Kippe?
- News-Ticker
- Aktualisiert: 16.01.2025
- 16:57 Uhr
- Emre Bölükbasi
Nach einem mehr als 15-monatigen Krieg haben sich die Hamas und Israel auf eine Waffenruhe geeinigt. Zahlreiche Politiker aus Deutschland und aller Welt begrüßen das Abkommen. Die wichtigsten Entwicklungen im Newsticker.
Seit Monaten bemühten sich unter anderem Ägypten, Katar und die USA um eine Waffenruhe zwischen der Hamas und Israel. Nun kam es zu dem lange erhofften Durchbruch. Alle Entwicklungen rund um die Lage im Nahen Osten erfahren Sie jetzt auch KOSTENLOS auf Joyn!
Parteien verhandeln über "wichtiges Detail"
Trotz eines Streits über Details einer Waffenruhevereinbarung im Gaza-Krieg geht Israels Staatspräsident Izchak Herzog von einem schnellen Abschluss der Gespräche in Katar aus. "Es gibt harte Verhandlungen über ein sehr wichtiges Detail, und ich hoffe und erwarte, dass sie so schnell wie möglich abgeschlossen werden", sagte er nach Angaben seines Büros bei einem Treffen mit Geiselangehörigen.
Wohl Dutzende Opfer nach Israels Angriffen
Kurz nach der Einigung auf eine Waffenruhe greift Israels Armee nach palästinensischen Angaben weiter im Gazastreifen an. Laut einem Sprecher des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes kamen seitdem mindestens 71 Palästinenser bei israelischen Angriffen im gesamten Küstengebiet ums Leben. Demnach gab es die allermeisten Opfer in der Stadt Gaza. Unter den Toten sollen den Angaben zufolge Minderjährige und Frauen sein.
Sie hatten die Grenze eigenständig übertreten: Zwei Gaza-Geiseln sollen nach Jahren freikommen
Unter den Geiseln, die in einer ersten Phase des kürzlich geschlossenen Gaza-Abkommens freikommen sollen, sind israelischen Medienberichten zufolge zwei schon seit langen Jahren im Gazastreifen festgehaltene Männer.
Ein israelischer Araber, der geistig behindert sein soll, ist demnach seit 2015 in der Gewalt der islamistischen Hamas. Ein anderer israelischer Staatsbürger, dem psychische Probleme nachgesagt werden, wird seit 2014 im Gazastreifen gefangen gehalten, wie es weiter hieß. Beide hatten die Grenze zum Gazastreifen eigenständig übertreten - wurden also nicht aus Israel entführt - anders als die während des Massakers am 7. Oktober verschleppten Menschen.
Die Hamas veröffentlichte im Jahr 2022 auch Aufnahmen des israelischen Arabers in einem Bett mit Sauerstoffmaske. Im Jahr darauf verbreitete die Islamistenorganisation zudem ein Video des anderen Mannes. Die Aufnahmen sorgten in Israel für Empörung. Seit Jahren liefen erfolglos Bemühungen um ihre Freilassung.
Israel zu Gaza-Deal: Hamas sperrt sich und löst Krise aus
Die Hamas im Gazastreifen verweigert nach Darstellung von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ihre Zustimmung zu sämtlichen Teilen der Vereinbarung über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln. Die Islamistenorganisation habe das Ziel, "in letzter Minute Zugeständnisse zu erpressen", ließ er über sein Büro am Morgen mitteilen. Das israelische Kabinett werde daher erst dann zur Billigung des Deals zusammentreten, "wenn die Vermittler Israel mitteilen, dass die Hamas alle Elemente des Abkommens akzeptiert hat". Die Sitzung war für 10 Uhr (MEZ) geplant.
Die Hamas hätten eine Krise bei den Verhandlungen verursacht, hieß es von Netanjahus Büro weiter. Er war der Terrororganisation demnach auch Wortbruch vor. Die Hamas äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen.
Grund für die Verschiebung der Sitzung soll laut dem israelischen Sender Kan auch sein, dass der rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich Netanjahu noch nicht Bescheid gegeben habe, ob seine Partei aus Protest gegen das geplante Abkommen die Regierung verlässt.
Baerbock ist bewegt von Gaza-Abkommen
Außenministerin Annalena Baerbock hat sich berührt über die Einigung auf eine Waffenruhe im Gazastreifen sowie den Geisel-Deal gezeigt. "Ich habe gestern Nacht so bewegende Nachrichten bekommen. Da steigen mir fast selbst noch wieder die Tränen in die Augen", sagte die Grünen-Politikerin im ARD-"Morgenmagazin".
Man habe für den Geisel-Deal 15 Monate lang gearbeitet. "Sicher ist nichts, auch das zeigt die Weltlage immer wieder, aber das ist jetzt ein großer Durchbruch." Das Wichtigste sei nun, dass die Geiseln freikommen und die humanitäre Hilfe Gaza erreiche, betonte Baerbock.
Jubel in Berlin-Neukölln und Festnahmen
Nach Bekanntwerden der Vereinbarung über eine Waffenruhe im Gazastreifen zwischen Israel und der islamistischen Hamas haben sich Dutzende Menschen spontan in Berlin-Neukölln versammelt. Die kurzfristig angemeldete Kundgebung am Hermannplatz habe "Jubelcharakter", sagte ein Polizeisprecher. Die Polizei sprach von bis 150 Teilnehmern.
Zunächst war von einem friedlichen Verlauf die Rede, am späteren Abend kam es laut Polizei wiederholt zu Straftaten. Da der Versammlungsleiter keine Einflussmöglichkeiten auf die Kundgebung mehr habe, werde diese aufgelöst, teilte die Polizei auf X mit. Es seien drei Ermittlungsverfahren unter anderem wegen des Skandierens verbotener Parolen eingeleitet und mehrere Personen festgenommen worden.
Hamas-Vize spricht von "historischem Moment"
Der Vizechef der islamistischen Hamas hat das Abkommen über eine Waffenruhe mit Israel im Gazastreifen als Triumph über Israel dargestellt. Es handle sich um einen "historischen Moment", sagte der stellvertretende Chef des Hamas-Politbüros, Chalil al-Haja nach Verkündung des Abkommens.
Scholz: Waffenruhe Chance für dauerhaftes Kriegsende
Bundeskanzler Olaf Scholz hält die Einigung auf eine Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen für eine Chance auf ein dauerhaftes Kriegsende. "Es ist gut, dass eine Einigung über einen Waffenstillstand und die Freilassung von Geiseln – auch deutschen – in Gaza erreicht scheint! Jetzt muss die Einigung konsequent umgesetzt werden", schrieb Scholz auf der Plattform X.
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Alle Geiseln müssten nun freigelassen werden und die sterblichen Überreste toter Geiseln den Familien für einen würdevollen Abschied übergeben werden. "Der Waffenstillstand bietet die Chance für ein dauerhaftes Kriegsende und die Verbesserung der schlechten humanitären Lage im Gazastreifen. Dafür setzen wir uns weiter ein", schrieb der SPD-Politiker.
Biden: Gaza-Deal wurde unter meiner Regierung ausgehandelt
Der scheidende US-Präsident Joe Biden führt die Einigung Israels mit der islamistischen Hamas auf eine Waffenruhe maßgeblich auf seinen Einsatz und den seiner Regierung zurück. "Ich möchte anmerken, dass dieses Abkommen unter meiner Regierung ausgearbeitet und ausgehandelt wurde", sagte Biden in einer kurzfristig anberaumten Rede im Weißen Haus.
Die Bedingungen des Deals würden aber größtenteils von der kommenden Regierung unter dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump umgesetzt, fügte er hinzu. "In den vergangenen Tagen haben wir als ein Team gesprochen", betonte Biden. Daher habe er seine Mitarbeiter:innen angewiesen, sich eng mit Trumps Team abzustimmen. "Denn das ist es, was amerikanische Präsidenten tun."
Von der Leyen: Gaza-Waffenruhe bringt Hoffnung
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüßt die Vereinbarung über die Waffenruhe im Gazastreifen zwischen Israel und der islamistischen Hamas und die Freilassung weiterer Geiseln sehr. "Das bringt Hoffnung für eine ganze Region, in der die Menschen schon viel zu lange unermessliches Leid ertragen haben", schrieb von der Leyen auf der Plattform X. Sie forderte Israel und die Hamas auf, das Abkommen vollständig umsetzen.
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Trump spricht von "epischem" Gaza-Abkommen
Der künftige US-Präsident Donald Trump hat erleichtert auf Berichte über eine Einigung auf eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und eine Freilassung der Geiseln reagiert. "Wir haben eine Einigung für die Geiseln im Nahen Osten", schrieb er auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social in Versalien. "Sie werden in Kürze freigelassen. Danke."
In einer weiteren Mitteilung auf Truth Social sprach er von einem "epischen Abkommen über eine Waffenruhe". Sein nationales Sicherheitsteam werde auf Grundlage der Vereinbarung weiter eng mit Israel und den US-Verbündeten zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass der Gazastreifen niemals wieder zu einem sicheren Hafen für Terroristen werde. "Wir werden uns weiter für Frieden durch Stärke in der gesamten Region einsetzen", schrieb Trump.
Katar gibt Durchbruch bei Gesprächen bekannt
Nach mehr als 15-monatigen heftigen Kämpfen haben sich Israel und die islamistische Hamas nach Angaben des Vermittlers Katar auf eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung von Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge geeinigt. Das teilte Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani nach Gesprächen in Doha mit. Sie soll am Sonntag (19. Januar) in Kraft treten und in einer ersten Phase 42 Tage dauern.
Es ist die erste Vereinbarung dieser Art seit einer Feuerpause vor mehr als einem Jahr. Damit kann auch die Zivilbevölkerung des weiträumig zerstörten Küstenstreifens auf eine Linderung ihrer Not hoffen. "Wir rufen heute zur Ruhe auf bis zur Umsetzung", sagte Al Thani.
Bereits seit Monaten liefen Bemühungen der USA, Ägyptens und Katars, durch indirekte Verhandlungen Israel zu einer Waffenruhe und die Hamas zur Freilassung ihrer Geiseln zu bewegen. Die Gespräche traten aber monatelang auf der Stelle.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa