Nach Patzer im Duell gegen Trump
TV-Interview als Feuerprobe: Biden will Skeptiker überzeugen
- Aktualisiert: 05.07.2024
- 09:55 Uhr
- dpa
Kann Biden ohne Teleprompter im Fernsehen bestehen? Der 81-Jährige will bei einem TV-Interview zeigen, wie fit er ist. Sein TV-Debakel vor einer Woche redet er klein.
US-Präsident Joe Biden kämpft nach seinem TV-Debakel gegen Herausforderer Donald Trump an allen Fronten, um seine Kandidatur zu retten. "Ich hatte einen schlechten Abend. Und Tatsache ist, dass ich es vermasselt habe, dass ich einen Fehler gemacht habe", sagte der Demokrat in einem Radiointerview.
Er habe aber von seinem Vater gelernt, dass man immer wieder aufstehen müsse, so der 81-Jährige. 90 Minuten auf einer TV-Bühne seien nichts im Vergleich zu dem, was er in den vergangenen dreieinhalb Jahren geleistet habe. Biden versucht aktuell, seine Kritiker in der Partei zu beschwichtigen. Die größte Bewährungsprobe dürfte dabei ein geplantes TV-Interview sein.
TV-Interview als Feuerprobe für Biden
Biden will dem US-Sender ABC am Freitag ein Interview geben, dass dann zur besten Sendezeit ausgestrahlt werden soll. Der Interviewer George Stephanopoulos ist seit vielen Jahren Gesicht des Senders. In den 1990er-Jahren arbeitete er für den damaligen demokratischen Präsidenten Bill Clinton. Biden gibt selten TV-Interviews. Dass er sich dazu nun genötigt sieht, zeigt, wie ernst die Lage ist. Bidens Auftritt dürfte entscheidend dazu beitragen, ob die Zweifler in seiner Partei verstummen oder weiter an Auftrieb gewinnen.
Biden will sich bei der US-Wahl im November eine zweite Amtszeit sichern und den Wiedereinzug von Trump ins Weiße Haus verhindern. Nach seinem desaströsen Auftritt bei der TV-Debatte vor einem Millionenpublikum muss sich der 81-Jährige allerdings die Frage gefallen lassen, ob er noch der richtige Kandidat ist - oder besser Platz für eine jüngere Alternative machen sollte.
In der Demokratischen Partei brodelt es, anfangs nur hinter den Kulissen. Schließlich meldeten sich Kritiker aber auch öffentlich zu Wort. Biden griff schließlich für Krisengespräche selbst zum Hörer und sprach mit den Parteispitzen. Er schaltete sich auch mit mehr als 20 demokratischen Gouverneuren bei einem Treffen im Weißen Haus sowie per Internet und Telefon zusammen, um sich Unterstützung zu sichern.
Im Video: "Nach TV-Duell - Demokratische Partei hält zu Biden"
Trump hält sich bedeckt
Biden konzentriert sich im Wahlkampf weiter auf Attacken gegen seinen politischen Gegner, den 78 Jahre alten Trump. "Wir können und dürfen diesen Kerl nicht gewinnen lassen", warnte er in dem Radiointerview mit einem Lokalsender des US-Bundesstaats Wisconsin.
Trump blieb in den vergangenen Tagen auffällig still. Das Vorgehen dürfte Strategie haben, schließlich diskutiert das ganze Land gerade, ob Biden für das Präsidentenamt geeignet ist. Berichten zufolge hoffen Republikaner aber darauf, dass Biden im Rennen bleibt, weil das aus ihrer Sicht die Chancen für einen Sieg bei der Wahl im November erhöhen dürfte.
In den vergangenen Wochen lieferten sich Trump und Biden in den Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Der Republikaner lag stets ein bis zwei Prozentpunkte vorn - trotz seiner Skandale und der Verurteilung in einem New Yorker Strafprozess.
Seit der Fernsehdebatte konnte Trump seinen Vorsprung in der Wählergunst jedoch signifikant ausbauen, wie aktuelle Umfragen zeigen. Bei den Demokraten steigert das die Nervosität - und offenbar auch die Bereitschaft, über einen anderen Kandidaten nachzudenken. Dabei richtet sich der Fokus zunehmend auf Bidens Stellvertreterin Kamala Harris.
Biden hat sich Kandidatur bei Vorwahlen gesichert
Die Demokraten küren ihren Präsidentschaftskandidaten offiziell während eines Parteitags im August in Chicago. Biden hat bei den Vorwahlen bereits die nötigen Delegiertenstimmen gesammelt, er hat die Kandidatur damit eigentlich sicher. Er hatte dabei keine ernstzunehmende Konkurrenz und galt von Anfang an als gesetzt.
Deshalb kann auch nur Biden selbst entscheiden, das Handtuch zu werfen. Beobachter gehen davon aus, dass der Demokrat, sollte er wirklich aus dem Rennen aussteigen, bis zum letzten Moment kein Anzeichen von Schwäche zeigen werde, da dies für die Umfragen verheerend wäre.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa