Bei G20-Gipfel
Macron appelliert nach Russlands Atom-Aggression an Putins Vernunft
- Veröffentlicht: 20.11.2024
- 13:02 Uhr
- Michael Reimers
Russlands neue Atomdoktrin alarmiert die internationale Gemeinschaft. Frankreichs Präsident Macron wendet sich direkt an Kreml-Chef Putin.
Das Wichtigste in Kürze
Russlands Präsident Wladimir Putin hat eine erneuerte Atomwaffendoktrin seines Landes in Kraft gesetzt.
Bei den übrigen G20-Staaten, die sich am Wochenende in Brasilien zum Gipfeltreffen zusammen gefunden haben, sorgte das für Kopfschütteln.
Der französische Präsident Emmanuel Macron appellierte an Putin, vernünftig zu sein und auf ein "aggressives Verhalten gegenüber der internationalen Gemeinschaft" zu verzichten.
Am letzten Tag des G20-Gipfels in Rio de Janeiro hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron deutliche Worte an Kreml-Chef Wladimir Putin gerichtet. Macron forderte Putin laut "Politico" am Dienstag (19. November) dazu auf, von nuklearen Drohungen abzusehen.
Macron zu Putin: "Seien Sie vernünftig"
"Seien Sie vernünftig und verzichten Sie auf ein aggressives Verhalten gegenüber der internationalen Gemeinschaft", zitiert "Politico" Macron aus einer Stellungnahme am Rande G20-Gipfels. Russland werde zu einer Kraft der Destabilisierung, so der französische Präsident weiter.
Zuvor hatte Putin am 1.000. Tag des von ihm befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine die erneuerte Atomwaffendoktrin seines Landes in Kraft gesetzt. Das berichtete die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am Dienstag. Ausgehend von der Lage im Krieg und der Krise im Verhältnis zum Westen zählt das Dokument neue Bedrohungsszenarien auf, in denen Russland zu Nuklearwaffen greifen könnte. Die neue Doktrin löst die Fassung von 2020 ab und wurde auf der Webseite des Kremls veröffentlicht. Neu ist, dass Moskau die Aggression eines nichtnuklearen Staates, der aber von Atommächten unterstützt wird, als deren gemeinsamen Angriff auf Russland wertet.
Die Veröffentlichung folgt auch auf die von Medien berichtete Entscheidung der USA, der Ukraine den Einsatz weittragender Waffen gegen russisches Gebiet zu erlauben.
Russland kommt bei Gipfel glimpflich davon
Macron betonte am Dienstag laut "Politico", dass die Entscheidung, der Ukraine den Abschuss von Raketen nach Russland zu gestatten, eine Reaktion auf die Eskalationsmaßnahmen Moskaus sei - insbesondere auf die Entsendung nordkoreanischer Soldaten zur Unterstützung im Kampf gegen die Ukraine. Nach Schätzungen des südkoreanischen Geheimdiensts wurden der russischen Armee zwischen 12.000 und 15.000 nordkoreanische Soldaten zugeteilt.
Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine war auch sonst eines der Themen beim G20-Gipfel. Eine gemeinsame Gipfelerklärung wurde laut dpa nur durch für westliche Länder schmerzhafte Minimalkompromisse bei den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten erreicht. Zum Ukraine-Krieg schafften es demnach lediglich ein paar dürftige Sätze in das Abschluss-Kommuniqué. Eine Verurteilung Russlands sucht man vergebens.
Scholz enttäuscht von G20-Ergebnis
Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich diesbezüglich enttäuscht. Angesichts dessen, dass Putin die Ukraine seit 1.000 Tagen in blindem Größenwahn gnadenlos bombardieren lasse, sei es zu wenig, wenn die G20 keine deutlichen Worte zur Verantwortung Russlands in dieser Frage fänden, sagte Scholz.
Auf dem Gipfel nahm auch der russische Außenminister Sergej Lawrow teil - anstelle von Putin, gegen den ein internationaler Haftbefehl gilt. Mit einer Reise nach Brasilien hätte er somit seine Festnahme riskiert. Den ukrainischen Angriff mit ATACMS-Raketen auf ein Munitionsdepot in Westrussland bezeichnete er am Rande des Gipfels als Signal für eine Eskalation und verwies in dem Zusammenhang auf die neue russische Atomdoktrin.
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- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa